Walker Stalker Convention Germany 2018 – Die Zombieapocalypse hat jetzt auch Deutschland erreicht
17. & 18.3. 2018 Maimarkthalle von Mannheim
Die Walker Stalker Con mit den "Walking Dead Stars" aus der Erfolgsserie machte erstmals Station in Deutschland. Wir waren für euch dabei und hier kommet unser Rückblick und zahlreiche Fotos.
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Fotografin Mira Sommer
Anm.: Convention (kurz Con) - Veranstaltung, auf der sich Fans und Interessen von zum Beispiel Anime, Rollenspielen und Fantasy) treffen.
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Nachdem „Breaking Bad“ sich zur wahrscheinlich erfolgreichsten Serie aller Zeiten entwickelt hatte, hat sich die Lindenstrasse unter den Zombie-Serien „The Walking Dead“ (ebenfalls vom amerikanischen TV-Sender AMC) jetzt zu einem würdigen Nachfolger entwickelt. Seit nun mehr als sieben Jahren kämpft Ex-Sheriff Rick Grimes gegen aufwendig ekelhaft und kunstvoll gestaltete Zombies, genannt Walker (in der deutschen Synchronisation „Beisser“) und comichaft gezeichnete Bösewichte. Die Serie basiert ursprünglich auf einem Comic, der gleichnamigen Graphic Novel von Robert Kirkman und war dadurch auch immer wieder mit Zeichnern und Schauspielern auf Comic Conventions zugegen. Seit einigen Jahren ist der Fanandrang aber so gross geworden, dass die Serie eine eigene Convention bekommen hat, direkt am Drehort in Atlanta. Mittlerweile gibt es den Ableger in London und jetzt auch in Deutschland. Ursprünglich geschrieben von Frank Darabont, der schon für einige Horrorfilme verantwortlich war, entwickelte sich die Story vom Zombie-Horror weg und hin zu Pyschothriller, zum packenden Fernseh-Drama und erreichte mit dieser Qualität damit nicht nur die Genre Fans. Auf der Convention konnte man nun die Darsteller der Serie live treffen. Allen voran die Zugpferde Norman Reedus, der heimliche armbrustschiessende Motorrad-Held der Serie „Daryl Dixon“ und Jeffrey Dean Morgan, der charismatischste Bösewicht und Publikumsliebling „Negan“.
Diese beiden wurden erwartungsgemäß gefeiert und belagert. Alle rissen sich um ein Foto. Die Preise beliefen hier bei 133 Euro pro 2 Sekunden Fotoshooting mit Ausdruck. Bei den Nebendarstellern konnte man dann schon eher „sparen“. Hier bekam man das Fotoshooting für 68 Euro oder die Selfie-Option für 60 Euro, wo man zumindest mit dem eigenen Handy so lange probieren konnte bis ein brauchbares Foto zustande kam.
Wer das Glück hat in Mannheim zu wohnen oder eher angereist zu sein, konnte den direkten Ausbruch der Fan-Apocalypse am Donnerstag vor der Convention erleben. Bei der „Walking Dead Euro Tour“ im Cinemaxx Mannheim. Dort gaben sich Austin Amelo (Dwight), Alanna Masterson (Tara) und Steven Ogg (Simon) die Ehre und waren zum Q & A geladen. Das angekündigte Q&A entpuppte sich allerdings leider als einstündiges Fremdschäm-Interview eines Cinema-Reporters. Schlecht vorbereitet las er bierernst uninteressante Fragen vom Kärtchen ab und ging absolut nicht auf die zum Scherzen und Plaudern aufgelegte Stimmung der drei Schauspieler ein. Peinlicher Höhepunkt war die Beleidigung Steven Oggs: „Warum sieht dein Kopf aus wie eine Videokasette und dein Bart wie der eines Walrosses?“. Der selbst war so schockiert dass er die Frage meinte falsch verstanden zu haben, um später nach Worten zu ringen bis Masterson ihn mit einem Kompliment erlöste, um wenig später von der Bühne zu verschwinden und mit Popcorn wieder zu kommen. Sichtlich gelangweilt /genervt ließ sie den Rest der Fragestunde über sich ergehen. Als endlich dem Publikum das Mikrofon überreicht wurde, sah man die Erleichterung bei den Schauspielern. Die währte jedoch nicht lange. Ganze drei Fragen erlaubte der selbstverliebte Redakteur den Fans zu stellen. Während die kostümierten Zombies jeweils fünf Minuten brauchten um ein funktionierendes Mikrofon ins Publikum zu reichen, machten Ogg und Masterson den Vorschlag in der Zwischenzeit mehr Fragen zu beantworten, auch ohne Mikro. Doch kein Herankommen. Das worauf sich Fans und Darsteller also gleichermaßen gefreut hatten, war damit komplett vergällt und der schlechte Beigeschmack des vorangegangenen „Interviews“ blieb auch während der Vorstellung. Denn die aktuelle Folge wurde auf großer Leinwand gezeigt. Doch auch das stimmte nicht versöhnlich, denn wieder wurde eine Chance verschenkt und das Ganze in der Synchronfassung gezeigt. Schwer verständlich, nachdem das Publikum ja gerade eine Stunde lang englischem Geplauder gelauscht hat. Alles in allem also ein recht mauer Abend, der nur durch die Down-To-.Earth Sympathen aus dem Walking Dead Ensemble noch als lohnend bezeichnet werden konnte (die absolutes Comedy-Talent und eine wunderbare Chemie versprühten).
Bedenken das sich dieses Schauspiel auch auf der Convention wiederholen könnte, wurden jedoch gleich beim ersten Panel (Frage Antwort Stunde) von Khary Payton („König Ezekiel“) am Samstag Vormittag zerstreut. Die Amis zogen die Con in reibungsloser Professionalität durch. Fast beängstigend clean und perfekt: Neben der Bühne Leinwände für die hinteren Reihen, deutsche Übersetzungen als Untertitel auf den Bildschirmen, Gebärdendolmetscher, ausreichend Zeit für ganz viele Fragen aus dem Publikum und eine ausgezeichnet vorbereitete Moderatorin.
Für 54 Euro (Tagesticket) konnte man diesem und den anderen Panels die folgen sollten beiwohnen. Einen Blick auf die Stars erhaschen, dies ermöglichten ebenfalls die Autogrammstunden und für ein entsprechendes Kleingeld bekam der Fan ein kurzes Gespräch mit Autogramm. Diese wurden vorzugsweise auf Körperteilen verlangt und sofort danach am in der Mitte platziertem Tattoostand von Chris51 /USA für die Ewigkeit unter die Haut gekritzelt. Diese Gelegenheit war unglaublicherweise der Renner unter den Fans, wie Fotos auf Facebook zeigten. Neben den hunderten oder tausenden von Euros (Platintickets) die die Fans bereitwillig hinblätterten, opferten sie für ihre Stars sogar ihre Haut. Und das waren nicht Wenige. Die recht kleine Maimarkthalle schien aus allen Nähten zu platzen. An vielen Stellen wurde mir loveparademulmig, wenn man nicht mehr von A nach B kam, Gänge verstopft wurden. Besonders frequentiert war die Warteschlange bei den Rick und Negan Doubles ( Cecil Grimes undThe Notorious Negan von The Walking Dead German Webfanside), drei Stunden Wartezeit als Minimum an beiden Tagen, die Jungs standen von 10 bis 18 Uhr und ließen sich gegen freiwillige Spende mit wahrscheinlich einem Drittel aller Besucher ablichten.
Auch Fans von “Sons of Anarchy” kamen auf ihre Kosten. Ryan Hurst, Ron Perlman oder Tommy Flanagan, eigentlich aufgrund ihrer langjährigen Hollywood Karrieren, die „echten“ Stars der Veranstaltung, standen tatsächlich öfter ganz allein am Autogrammtisch. Erfolgreicher Charakterschauspieler ist heutzutage leider nicht gleich Star. Allein der Social Media Hype, verbunden mit dem entsprechenden Aussehen sorgen für den Fame. Besonders an dieser Stelle konnte man diese Verschiebung von hysterischer Götterverehrung erkennen. Für jene Besucher, die keine Autogrammjäger sind, wurde allerdings abseits dieser Menschenmarkt-Verkaufsveranstaltung außer ein paar offizieller Partner-Merchandisestände nicht viel geboten. Das restliche Programmangebot entsprach nicht unbedingt dem üblichen deutschen Convention-Standard. Haben andere Events dieser Art ein Ganztagsprogramm auf mehreren Bühnen (hell-zone berichtete >>> ), so fand man auf der Walker Stalker Germany leider lediglich fünf Panels auf der Hauptbühne. Vorträge oder Workshops gab es nicht. Einzig die verschiedenen Fotoshooting-Ecken waren eine willkommene Abwechslung mit Souvenirgarantie (verlassenes Krankenhaus aus Staffel 1, Daryls Motorrad, die Doubles).
Zu den interessantesten Stargäste gehörte zweifellos Chandler Riggs. Aufgewachsen in der Serie, begann er schon als Kind in seiner Rolle als Carl Grimes und verlebte seine Teenie Zeit mit dem Abschlachten von Zombie-Komparsen und brutalen Dialogen. Sieben Jahre in einer postapokalpytischen Welt können auch bei viel Erklärbär-Modus an einem Kind nicht vorbei gegangen sein. Einer Person die jetzt wie er zum Kinderstar avanciert und ziemlich einstudiert klingend, seine Musikkarriere ankündigte. Das hinter dem aufstrebenden Teenie-Schwarm ein linkisch-verschüchterter Junge steckt, merkte man vor allem bei den Fragen der Fans und Moderatoren, welche nicht auf sein neues Album hinzielten. Hier konnte er keinen auswendig gelernten Text aufsagen. Besonders aus dem Konzept brachte ihn die Frage nach psychologischer Betreuung am Set, nachdem er erzählt hatte, dass er davor stand abzubrechen. Das Drehbuch sah plötzlich vor, dass er seine sich in einen Zombie verwandelnde Serienmutter umbringen sollte (kurz nachdem er ihr dabei behilflich gewesen war, seine Schwester zu gebären). Zu Hilfe sprang ihm in dem Moment des Interviews eben diese Serienmutter (Sarah Wayne-Callies/Lori) und beteuerte dass der tapfere Junge das alles mit sich selbst ausgemacht hätte. Oha – da bestätigt sich die Vermutung, dass die moralische Kurve tatsächlich nur noch mit Carls Serien-Ableben genommen werden konnte. Die Entwicklung vom etwas nervigen aber unschuldigen Jungen zum „future Serienkiller“ ( Zitat aus The Walking Dead – Negan), der ob seines niedlichen Aussehens von Teenie-Mädchen angeschwärmt wird, war selbst den hartgesottenen Showrunnern zu fragwürdig.
Zur Entwicklung der Serie schaltete sich Sarah Wayne Callies nochmal ein "I know its not a funny thing to say but For me the saddest thing was firing Frank Darabont." (sinngemäßes Gedankenzitat) .
FAZIT
Barrierefrei und auch für nicht englischsprachige Leute eine straff und perfekt durchorganisierte Franchise Convention. Die Möglichkeit zumindest einen Serien Star von weitem zu sehen (näher als auf roten Teppichen) war für nur Euro 54 gegeben (ausser bei Jeffrey Dean Morgan, der hatte seinen Stand abgehängt, aufgrund negativer Stalker Erfahrungen). Für den größeren Geldbeutel waren Umarmungen, Gespräche und Fotos drin.
Insgesamt war die Halle aber für den Andrang viel zu klein. Bei der ersten Con verschmerzbar. Für das nächste Mal unverzichtbar – wie wäre es denn mit dem Leipziger Messegelände?
Da würde es auch problemlos mit der Verkehrsanbindung klappen, denn die war eine Katastrophe in Mannheim.
Video: