Solar Fake Interview mit Sven Friedrich 2008
Interview mit SOLAR FAKE - Sven Friedrich
im Februar 2008
"Ich wollte kein Album machen, das ausschließlich in Clubs funktioniert, sondern ich will eigentlich immer auch zum Nachdenken anregen..."
Mit Spannung erwarteten viel Sven Friedrich-Fans das Soloalbum des beliebten ZERAPHINE und DREADFUL SHADOWS-Frontmannes. |
Hell-Zone:
Hallo Sven,
soeben wurde dein Debütalbum zu dem Soloprojekt mit Namen SOLAR FAKE veröffentlicht und auf ersten Konzerten und Releasepartys vorgestellt. Das Stück "The Shield" steht derzeit auf Platz 7 der DAC Singlecharts. Glückwunsch dazu!
- Das spricht ja allein schon für sich.
Sven Friedrich:
Vielen Dank!
Hell-Zone:
Wie schätzt du persönlich die ersten Reaktionen auf das Material seitens der Presse und wichtiger, von den Hörern ein?
Sven Friedrich:
Von den Hörern gab es bislang extrem positive Resonanzen, was mich sehr freut, denn man kennt mich halt bisher nur als Sänger von Rockbands. Aber selbst Leute, die nicht so sehr auf elektronische Musik stehen, gaben mir ein sehr gutes Feedback.
Von der Presse gab es auch größtenteils sehr positive Reaktionen und wie immer auch ein paar negative, aber ich mache ja schließlich nicht Musik, um allen zu gefallen…
Hell-Zone:
Die SOLAR FAKE - Uraufführung konnte man im Rahmen des PLANET MYER DAY in den Katakomben der Leipziger Moritzbastei erleben. Insgesamt schien die relativ kurze Show sehr routiniert abzulaufen, äußerlich war dir keine Anspannung anzumerken.
War die Aufregeung trotzdem da vor dieser Clubshow oder hast ein gewisses Ritual, welches du vor dem Gang zur Bühne pflegst?
Sven Friedrich:
Nein, ein bestimmtes Ritual gibt es nicht. Ich singe mich meist etwas ein vor dem Auftritt, aber das ist eher Mittel zum Zweck. Ich fand uns übrigens schon sehr angespannt und nervös bei dem Auftritt in der Moritzbastei.
Aber das war ganz gut, denn wir haben einige Dinge festgestellt, die nicht richtig funktionieren und konnten sie mittlerweile abstellen. Aber die Aufregung war schon sehr groß und wird es auch bleiben. Es halt jedes Mal anders und irgendwie neu. Ich glaube, Routine wird nie wirklich aufkommen, abgesehen vielleicht vom rein technischen Ablauf.
Hell-Zone:
Wie hast du die große Releaseparty inklusive SOLAR FAKE - Show erlebt? Berichtest du uns ganz kurz, welchen Eindruck der Abend auf dich hinterlassen hat?
Sven Friedrich:
Einen wirklich tollen. Wir haben zum ersten Mal alle Songs live präsentiert und das hat sehr großen Spaß gemacht. Das Publikum war phantastisch und für mich war es einfach ein phänomenaler Abend. Und das, obwohl in Berlin die öffentlichen Verkehrsmittel bestreikt wurden..
Hell-Zone:
Seit wann hattest du schon den Gedanken, dich in dieser Musikrichtung zu probieren?
Sven Friedrich:
Seit ein paar Jahren, eigentlich schon zu DS- Zeiten.
Ich hab immer schon mit Synthesizern herumexperimentiert und auch immer versucht, solche Elemente in die Musik der Bands einzubauen, in denen ich tätig war / bin.
Auch die elektronischen Remixes bei Zeraphine habe ich immer selbst gemacht, weil ich einfach großen Spaß daran habe. Da lag es auf der Hand, dies irgendwann mal mehr auszubauen und eben ein komplettes elektronisches Album zu schreiben.
Hell-Zone:
Wie bist du auf den Namen SOLAR FAKE gekommen und was verbirgt sich hinter dem Albumtitel "Broken Grid"?
Sven Friedrich:
Für 'Solar Fake' hab ich schon etwas Zeit gebraucht. Ich wollte ein Sinnbild für Zweifel, für Gegensatz haben, denn das ist in gewisser Weise eine Art Selbstbildnis. Ich hatte am Ende 3 Namen zur Auswahl, aber insgeheim habe ich sowieso 'Solar Fake' bevorzugt und der ist es dann auch geworden.
Beim Albumtitel ging es verhältnismäßig schnell, denn ich hatte von einem Moment auf den anderen sowohl den Titel, als auch das grafische Konzept im Kopf. Ich sehe dieses zerrissene oder gebrochene Netz als eine Art Schutzschicht, die jeder um sich trägt und die halt an einigen Stellen kaputt ist.
Das Artwork gibt dem ganzen noch eine weitere Dimension, quasi ein inhaltlicher Tausch von reellem und virtuellem.
Hell-Zone:
Hast du alle Arbeiten selbst übernommen, bis hin zur Produktion?
Sven Friedrich:
Ja. Kompositionen, Texte, Aufnahmen, mixen, produzieren und das Artwork hab ich selbst gemacht. Lediglich das Mastering habe ich ausgelagert.
Auf der einen Seite ist das ganz schön, für alles selbst verantwortlich zu sein, auf der anderen Seite hat man niemanden, dem man die Schuld für irgendwas in die Schuhe schieben kann *g*.
Hell-Zone:
Fühltest du dich von bestimmten Künstlern musikalisch inspiriert bei den Arbeiten an "Broken Grid"?
Sven Friedrich:
Ja, von vielen. Eigentlich inspiriert mich alles, was ich gern höre. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich mich nicht an einen elektronischen Musikstil klammere, sondern vieles miteinander kombiniere. Die Bandbreite meiner Vorlieben ist wirklich recht groß.
Hell-Zone:
War es jetzt für dich eine Art "Befeiungsschlag" ;-) , deinem langgehegten Wunsch nach einem rein elektronischen Album nachzukommen?
Sven Friedrich:
Als Befreiungsschlag würde ich es nicht bezeichnen, da ich nicht das Gefühl habe, gefesselt zu sein. Aber es war wirklich ein langgehegter Wunsch und ich hatte endlich die Zeit, mich dem zu widmen.
Hell-Zone:
Was ist dir bei dem Album wichtig? Sollen die Hörer simpel dazu in den Clubs tanzen können oder möchtest du den Leuten eine tiefgreifende Nachricht mit den Lyrics überbringen?
Sven Friedrich:
Beides, ganz klar. Wobei, 'tiefgreifende Nachricht' wäre wohl auch übertrieben… Ich wollte kein Album machen, das ausschließlich in Clubs funktioniert, sondern ich will eigentlich immer auch zum Nachdenken anregen. Denn durch die Texte öffnet sich eine weitere Ebene neben der Musik, die einen beschäftigen kann, wenn man sich darauf einlässt. Ohne diese Ebene wäre es nur ein halbes Album.
Hell-Zone:
Gibt es sozusagen inhaltlich ein Thema oder einen "Roten Faden" der durch "Broken Grid" führt?
Sven Friedrich:
Ich bin mir nicht ganz sicher, denn inhaltlich schwankt das Album in den Stimmungen genauso, wie musikalisch.
Aber ich habe im Laufe der Jahre meinen eigenen Stil entwickelt, Texte zu schreiben und zumindest das kann als roter Faden angesehen werden…
Hell-Zone:
Kannst du kurz anschneiden wovon die Stücke handeln?
Sven Friedrich:
Prinzipiell geht es um Menschen und deren z.B. charakterliche Verirrungen. Auch um Menschen, die sich kaputt machen, zum Teil ohne es zu merken. Ganz grob angerissen…
Hell-Zone:
Sicher schauen zur Zeit viele DREADFUL SHADOWS und ZERAPHINE Fans aus dem "Rock-Lager" neugierig auf das Album "Broken Grid". Was meinst du, wie nehmen sie die Veröffentlichung auf?
Sven Friedrich:
Bisher überraschend positiv. Es ist natürlich etwas heikel, aber alle, die ich bisher gesprochen habe oder die ihr Feedback bei MySpace oder in unserem Gästebuch hinterlassen haben, waren begeistert. Das ist natürlich ein großes Lob. Aber sicher wird es auch einige geben, die das Album nicht mögen, ist ja ganz klar. Aber wie eingangs schon erwähnt, habe ich nicht den utopischen Anspruch, es allen recht zu machen.
Hell-Zone:
Inwiefern wurdest du von den Mitgliedern deiner Band ZERAPHINE unterstützt, oder wolltest du dieses Projekt auch in der Hinsicht abgrenzen, um Einflüsse zu vermeiden.
Sven Friedrich:
Meine Zeraphine- Kollegen haben mich in erster Linie ideell unterstützt, nicht musikalisch.
Als ich ihnen meine diesbezüglichen Pläne eröffnet habe bin ich nicht nur auf Verständnis, sondern auf Zuspruch gestoßen. Aber daran sieht man auch, dass diese Band für mich eine Art Familie ist und die Frage, ob das nun das Ende von Zeraphine bedeutet kann ich ganz klar verneinen, denn dazu ist es für uns alle ein viel zu wichtiger Part im Leben.
Mein Wunsch ist es, beide Acts parallel vorwärts zu bringen und daran arbeite ich.
Hell-Zone:
Trotzdem muß man ja sagen, dass du dich mit dem Gesang nicht völlig vom Hauptprojekt entfremdet hast. Die Stücke klingen allesamt eigenständig und trotzdem bleibt der Sven Friedrich-Wiedererkennungseffekt erhalten. Man lernt allerdings sehr interessante neue Facetten (von gefühlvoll bis wütend) an deiner Stimme kennen, die das jeweilige Soundkonstrukt perfekt mit Leben füllen.
Sicher könntest du auf diese Art und Weise künftig einige Songs der DREADFUL SHADOWS oder von ZERAPHINE als Remix neu aufnehmen.
Hast du so etwas schon mal angedacht?
Sven Friedrich:
Nicht wirklich, denn ich will die Bands eigentlich nicht zu sehr vermischen, sondern eher voneinander abgrenzen. Wir haben mit Zeraphine z.B. auch nie Shadows- Stücke gecovert. Es ist schon schwer genug, das alles auseinanderzuhalten, insofern werd ich mich da erstmal nicht betätigen. Aber man soll ja niemals 'nie' sagen.
Hell-Zone:
Glaubst du, dass das Album über die Grenzen der Indie-Szene hinaus seine Anhänger finden könnte?
Sven Friedrich:
Ich hab letztens gehört, dass der Clubremix von "The Shield" in einem House- Club regelmäßig eingesetzt wird… ich lass mich da überraschen, ärgern würde es mich jedenfalls nicht *lol*
Hell-Zone:
Welche Pläne verfolgst du mit SOLAR FAKE weiterhin in 2008? Ist eine Singleauskopplung in Vorbereitung oder nimmst du von solcherlei Veröffentlichungen?
Sven Friedrich:
Es wurde bereits "The Shield" ausgekoppelt, allerdings nur als Download- Version und für DJs. Soweit ich weiß, soll da noch eine kommen, aber es ist noch nicht ganz klar, welcher Song es wird.
Hell-Zone:
Bestätigt sind ja bereits zwei Live-Gigs, unter anderem auf den WGT Leipzig und dem BLACKFIELD-Szenefestival Gelsenkirchen.
Sven Friedrich:
Richtig. Die Agentur ist gerade dabei, noch ein paar Einzelshows im Mai zu buchen und noch ein paar weitere Festivals. Mal sehen, was am Ende dabei heraus kommt.
Hell-Zone:
Wer unterstützt dich als Musiker auf der Bühne?
Sven Friedrich:
Ein Live- Keyboarder, Frank. Den kenn ich schon seit einiger Zeit und fand, dass er genau der richtige ist. Und bis jetzt bestätigt sich das voll und ganz.
Hell-Zone:
ZERAPHINE möchtest du also auch momentan kaum hintenan stellen? Welche Pläne gibt es mit der Band?
Sven Friedrich:
Wie schon gesagt, ich will beides parallel laufen lassen. Momentan arbeiten wir mit Zeraphine an einem neuen Album, sind aber noch nicht im Studio, sodass ich nicht sagen kann, wann es rauskommen wird. Wir schreiben noch die Songs und tragen Ideen zusammen.
Hell-Zone:
Im vergangenen Jahr konntest du als Sänger der DREADFUL SHADOWS nach Jahren der Bühnenabstinenz einige gefeierte Gigs spielen. Was war das für ein Gefühl für dich, die wohlbekannten Songs zu performen?
Sven Friedrich:
Es war ein tolles Gefühl, diese Stücke wieder zu spielen und im Publikum hat man viele Tränen fließen sehen… Es hat wirklich großen Spaß gemacht und wir haben uns sehr gut verstanden.
Hell-Zone:
Das ZITA ROCK FESTIVAL im Mai 2008 ist das vorerst letzte bestätigte Auftrittsdatum. Kommt da noch was oder war es das dann für die DREADFUL SHADOWS??
Neue Songs oder ein Album hältst du weiterhin für ausgeschlossen?
Sven Friedrich:
Wir schauen mal. Ein Studioalbum wird es sicher nicht geben. Möglicherweise spielen wir noch das ein oder andere Konzert *g*
Hell-Zone:
Wir wünschen dir viel Erfolg mit dem nach unserer Meinung sehr gelungenen Album!
Sven Friedrich:
Besten Dank, kann ich sehr gut gebrauchen!
Sven
Falk und das HELL-ZONE Team Fotos: Martin Reiss-Zimmermann SOLAR FAKE, Februar 2008
© HELL-ZONE.de