04.10.2025 Großen Aufnahmesaal 1“ (STUDIO 1) in Berlin
Ein Erlebnisbericht über einen besonderen (Konzert-)Abend. Noch nie zuvor war ich im Funkhaus in der Nalepastraße in Ost-Berlin. Dass mir die „Nalepastraße“ dennoch als fester Begriff im Gedächtnis verankert geblieben ist, war der Tatsache geschuldet, dass hier der „Rundfunk der DDR“ bis zum Nachwendejahr 1990 seinen Sitz hatte und die Postadresse untrennbar mit dem damaligen Jugendsender DT64 verbunden war. Die glanzvollsten Zeiten des Komplexes sind also seit Jahrzehnten vorüber und man ringt aktuell immer noch um Nachnutzung.
Unser Anlass für den Besuch des Funkhauses: ein Trautonium-Konzert des niederländischen Künstlers und Musikers Thijs Lodewijk, bekannt als LudoWic.
Mit dem fast vergessenen historischen elektronischen Instrument wurde LudoWic ins Funkhaus eingeladen, um dort im für seine Akustik weltweit bekannten „Großen Aufnahmesaal 1“ (STUDIO 1) aufzutreten.
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Bei unserer Ankunft in der Dämmerung und leichtem Nieselregen strahlte der dunkelrot geklinkerte und von wildem Grün umwucherte Gebäudekomplex einen leicht morbiden Charme aus.
Nun hieß es zunächst einmal, den Eingang zu Studio 1 zu finden – gar nicht so leicht bei dem spärlichen Licht der Laternen. Dann, um eine Häuserecke kommend, zuckten Blaulichter von augenscheinlich zivilen Einsatzfahrzeugen an einem Halleneingang. Das Ganze entpuppte sich bei näherer Betrachtung jedoch schnell als Werbegag für ein Youngtimer-Autotreffen.
Den Eingang zum legendären Studio fanden wir nach einiger Suche schließlich ganz am Ende des weitläufigen Areals – über einen von Büschen und Hecken überwachsenen, unscheinbaren und unbeleuchteten Weg.
Im Foyer angekommen, wurde man von der Architektur und Ausstrahlung des Gebäudes schier überwältigt – ein Eindruck, der sich beim weiteren Gang durch die Räume fortsetzte.
Den größten Wow-Effekt brachte schließlich das Betreten des 800 Quadratmeter großen, in Dunkelrot getauchten Saals mit seinen 16 Metern Deckenhöhe und der imposanten Orgel an der Frontseite hervor.
„Platz nehmen“, hieß es auf bequemen Sitzkissen an den Stufenpodesten zum Orchestergraben – das Instrumenten-Set aus verschiedenen Vintage-Synthesizern des Künstlers fast zum Greifen nah. In den folgenden 90 Minuten entführte Klangschöpfer LudoWic in wahrhaft phänomenale elektronische Soundwelten. Ich bemerkte, wie ich zeitweise unbewusst den Atem anhielt, um die feinen, cineastischen Klangstrukturen um mich herum nicht zu stören.
Nach dem Ende des Konzerts stand der Künstler noch ausführlich und sehr bereitwillig für Gespräche mit den Gästen zur Verfügung.
Etwas Historie: Das Trautonium war eines der ersten elektronischen Musikinstrumente. Erfunden / entwickelt wurde es ab den 1920er Jahren, also vor rund 100 Jahren. Es gilt damit als Vorläufer der Synthesizer.
Berlin ist zudem DIE Stadt, in der das Trautonium erfunden wurde und es war ein fast schon historisch zu bezeichnender Moment, dieses Instrument im Funkhaus wieder zu hören.
Infos im Netz:
https://www.funkhaus-berlin.net/
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