Konzert von LAIBACH in Dresden - The Coming Race Tour in Dresden - ein audiovisuelles Erlebnis der Extraklasse

Leichte Kost war es wahrlich nicht, welche das slowenische Künstlerkollektiv den zahlreich erschienen Besuchern kredenzte. Jede Minute des über zweistündigen Sets fühlte man sich wie magisch angezogen. Falsch auf diesem Konzert war übrigens, wer die alten Stampf-im-Rhytmus-"Hits" erleben wollte.
Ein Sog, ein Rausch, eine Dichte aus eindrucksvollen Sounds und spektakulärem Licht- und Projektionen nahm die Halle ein und entrückte die Gäste dieser Session von der Außenwelt. Ein sagenhaftes intensives düster-multimediales Erlebnis, welches seinegsgleichen sucht, diese LABACH-Show.

Konzertfoto-Galerie LAIBACH in Dresden > > > >

Die Musiker Rok Lopatič, Luka Jamnik an den Keybords, Bojan Krhlanko an den Drums, Vitja Balžalorsky (E-Gitarre) und Sängerin Marina Martensson betreten die Stage und Marina im westerntypischen Look und Akustikgitarre singt "Love Is Still Alive". Der jüngst veröffentlichte Song ist von der Anlage her ein Country-Stück, also vollkommen untypisch für Laibachs-Sounds. - Bisher. Haben sie doch die Folklore Nordkoreas ebenso aufgesaugt und ebenso für sich eingenommen und interpretiert. Der Song welcher 2023 als EP veröffentlich werden soll, verfolgt die Reise der Überlebenden durch unser Sonnensystem, und ist zugleich eine Reise durch einige der "Space"-Musikgenres der letzten Jahrzehnte. Sie bildet eine Fortführung jener Musik, die für den Film „Iron Sky - The Coming Race“ (Regie: Timo Vuorensola, 2019) entstanden ist, ein heimliches musikalisches Sequel sozusagen.

Dann schreitet Milan Fras (mit Cowboy-Hut) herein und intoniert eine weitere Version von "Love Is Still Alive". Genau genommen eine von insgesamt sechs (!) weiteren Versionen, die geschickt ineinander überfließend zu einer Länge von über 30 Minuten verschmolzen werden. Und dann? - Intermezzo. - Die Band geht für 15 Minuten Pause von der Bühne.
Im nun folgenden Verlauf der Show präsentiert man vornehmlich Stücke ihrer letzten Alben "Also Sprach Zarathustra" (2017), "Laibach Revisted" (2020) und "Wir sind das Volk – Ein Musical aus Deutschland" (2022).
Mit "Ordnung und Disziplin (Müller versus Brecht)" wird nach der Pause die volle Aufmerksamkeit zurück zum Bühnengeschehen gezogen und unaufhaltsam weiter geht die düster-dystopische musikalisch-martialisch-melancholische Reise durch ergreifend, verstörende und gleichzeitig so extem fesselnde Soundgewänder.
Der Hauptteil klingt mit "Ti, ki izzivaš" aus. Den Zugabenblock eröffnet das neue und pre-apokalyptische Stück "The Future", ein Leonard Cohen (1934-2016) Cover. Die laibachsche Version des Stücks, das ursprünglich auf Cohens gleichnamigem Studioalbum aus dem Jahr 1992 zu finden war, macht überdeutlich, dass die von Cohen vorhergesagte Zukunft sehr nah an unserer Gegenwart gebaut ist. Über das Original, das einige seiner grimmigsten Zeilen enthält, sagte Cohen dereinst: “’The Future’ is dark and funny. If I’d have nailed that to the church door like Martin Luther it’d be a very sinister document. But it’s married to a hot little dance track so, in a sense, the words melt into the music and the music melts into the words and you’re left with a kind of refreshment, a kind of oxygen.”
Ihr provokativer Umgang mit totalitärer, insbesondere nationalsozialistischer Ästhetik kommt besonders beim Kult-Stück "Sympathy for the Devil" (Rolling Stones Cover) zum Ausdruck: Hier bekommt auch Putin fast fratzenhaft Bestandteil der Video-Projektion im Hintergrund seinen "Auftritt".
Den Ausklang des Konzerts bildet, dargeboten als Duett von Sängerin Marina mit Milan, das Stück "The Coming Race".  Mit "Make Earth Great Aain" verabschieden sich LAIBACH von Ihrem Publikum. Zum Abschied und musikalisch-rhytmischen Klängen reitet Winnetou auf der Leinwand rückwärts durch jugoslawische Berge dem Sonnenuntergang ... ähm Sonnenaufgang entgegen.

www.laibach.org

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