What a „Black Celebration“ - M`era Luna 2022 - Hildesheim erstrahlte im schönsten Schwarz

Geschrieben von Alex Jung / Ivonne Müller am . Veröffentlicht in Photoreports 2023

Rückblick zum 21. Mera Luna Open Air 2022

21. M`era Luna Festival
6. und 7. August 2022 - Flugplatz Hildesheim-Drispenstedt

Nach zwei Jahren Zwangspause pilgern die Goths endlich wieder nach Niedersachsen. HELL-ZONE war wieder dabei. Mit 40 Music-Acts und einem breitgefächerten Rahmenprogramm zeigt sich das Festival bei sonnigem Sommerwetter und angenehmen Temperaturen von seiner besten Seite. Stammgäste erinnern sich an die Wettereskapaden der Vorjahre.

SA. 06. August
ASP FT. THE LITTLE BIG MEN++NITZER EBB++BLUTENGEL++THE MISSION++COVENANT THE LORD OF THE LOST ENSEMBLE++MEGAHERZ++IN STRICT CONFIDENCE++HAUJOBB FADERHEAD++OST+FRONT++SOLITARY EXPERIMENTS++TYSKE LUDDER++NOISUF-X++QNTAL++SCHATTENMANN++CHROM++AMBASSADOR21++RAVE THE REQVIEM++ADAM IS A GIRL++ENEMY INSIDE
SO. 07. August
EISBRECHER++THE SISTERS OF MERCY++SCHANDMAUL++VNV NATION CLASSICAL++ COMBICHRIST++FRONT LINE ASSEMBLY++FEUERSCHWANZ++NACHTMAHR++ROTERSAND DIORAMA++UNZUCHT++THE CASSANDRA COMPLEX++SOMAN++THE BEAUTY OF GEMINA A LIFE DIVIDED++THEN COMES SILENCE++AEVERIUM++HELL BOULEVARD++OUL

Nachdem bereits am Freitag die Lesungen und der Mittelaltermarkt großen Zuspruch finden, öffnet am Samstag traditionell das Konzertgelände seine Pforten für die rund 20.000 angereisten Fans, die sich zum größten Teil auf dem benachbarten Camping-Area eingerichtet haben.
Während die großzügige MainStage an alter Stelle auf dem Festivalgelände zu finden ist, bleibt die seit Beginn der Festivalreihe bekannte Indoor-Location im Hangar diesmal geschlossen. Der gesamte Grundriss des Festivals wurde eigens dafür angepasst, um dem Publikum stattdessen eine zweite Open Air ClubStage zu bieten. Auch für Schatten wurde an dieser neuen Bühne mittels eines gigantischen überspannenden Schirms gesorgt.

Fotos: Alex Jung
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Mera Luna 2022 LineUpDie MainStage gehört am ersten Tag im Wesentlichen den rockigen Klängen. Für Electro Haeds liegt der musikalische Focus an diesem Tag hingegen auf der neuen Bühne.
Mit den Teutonen-Elektronikern von Tyske Ludder geht es direkt in die Vollen. Die Nordlichter wissen zu begeistern und so ist es kein Wunder, dass bereits nach den ersten Tönen Bambule angesagt ist.
Nach der leider kurzfristigen Absage von The Cassandra Complex konnte man als Ersatz die Gothic-Rocker von Lacrimas Profundere für den Slot auf der großzügigen Hauptbühne verpflichten. Der genretypische Sound und natürlich der charismatische Sänger haben ihre Anhänger auf dem Platz und dafür, dass sie erst zwei Tage vorher die Anfrage bekamen, noch ein Extra-Chapeau von uns für diesen Auftritt.
Zu eingängigen Future-Pop Hymnen feiert man auf der ClubStage bei Solitary Experiments. Die Jungs haben weder Kosten noch Mühen gescheut und zünden zu ihrem Hit „Stars“ eine imposante Sternchen-Pyro-Show. Die sympathischen Rothemden begeistern dank Hit-Feuerwerk auf ganzer Linie.
Wir verweilen an der Location und freuen uns auf die Performance von Faderhead. Vier Musiker unterstützen den Hamburger bei seinem energiegeladenen Auftritt.
Zu den altehrwürdigen Gothic-Rockern von The Mission zieht es uns zurück vor die Hauptbühne. Dass The Mission und The Sisters Of Mercy gemeinsam in einem Line Up auftauchen, ist schon eine echte Seltenheit. Schließlich haben sich Wayne Hussey und Andrew Eldritch vor einer halben Ewigkeit, wie es heißt, im Streit getrennt. Die Engländer spielen im prallen Sonnenschein, was dem dunklen Sound nicht unbedingt entgegen kommt.
Also zurück zur zweiten Konzert-Location auf der uns die Leipziger Electro-Legenden von Haujobb empfangen. Kein anderer deutscher Szene-Musiker prägt seit Jahren mit unzähligen Gastauftritten und vielschichtigen Projekten die elektronische Musiklandschaft so wie Daniel Myer. Produktiv ist er irgendwie immer. Und der auf dem M´era Luna präsentierte neue Track lässt nach langer Zeit auf einen kommenden Longplayer hoffen.
An selber Stelle spielen im wundervollen Glanz des Sonnenuntergangs die Urgesteine von In Strict Confidence ein Set mit vielen unvergessenen Klassikern. Das Projekt um Dennis Ostermann kann man mit Fug und Recht als Instanz auf dem M´era bezeichnen.
Als Co-Headliner auf der Main Stage stehen die Electro-Legenden von Nitzer Ebb auf der Tagesordnung. Jedoch bereits seit dem Frühjahr fehlt die unverwechselbare Bühnenpräsenz des Frontmanns Douglas McCarthy. Er kann die Shows im Moment gesundheitsbedingt nicht leisten. Und so übernimmt Bon Harris himself die vorderste Linie. Neben David Gooday nimmt zur Überraschung vieler Daniel Myer am Drumpad Platz. Bon meistert die Sache wirklich gut und steht Doug in Sachen Bühnenpräsenz kaum nach. Die Show reißt mit.
Beim Finale des ersten Festivaltages fällt uns die Wahl leicht. Während ASP feat. The Little Big Men die riesige Crowd vor der großen Bühne in ihren Bann ziehen, tanzen wir uns zu den einzigartigen Beats und Sequenzen von Covenant in die Nacht. Als eingefleischte Fans der Schweden haben wir schon eine Vielzahl ihrer Konzerte gesehen. Dieses war eines der Besten - Eine Symphonie aus elektrischem Sound, gleißendem Licht und diffusem Nebel. Besser hätte der Samstag für uns nicht enden können.

Nach einer erfrischenden Nacht startet der Sonntag unzüchtig auf der MainStage. Die Hannoveraner von Unzucht habe die kürzeste Anreise. Für Rampensau Daniel Schulz ist eine Show auf dem M´era Luna ein Nachhausekommen. Die gut gelaunte Performance der Jungs steckt einfach an und versüßt uns den Vormittag.
Weiter geht es auf es auf der ClubStage mit ebenfalls rockigen Klängen von A Life Divided. Die Band um Eisbrecher Gitarrist Jürgen Plangger liefern teils hitverdächtige Ohrwürmer. Es ist etwas schade, dass es die Jungs es in der allgemeinen Wahrnehmung nicht ohne Weiteres schaffen den gewaltigen Schatten von Eisbrecher zu verlassen.Impression Mera Luna 2022 Copyright AlexanderJung
Die große Bühne gehört derweilen The Beauty of Gemina. Die Schweizer sind auf den einschlägigen Gothic Festivals nicht mehr weg zu denken. Auch auf den M’era liefern sie solide ab.
Heiß wurde es bei den Spielleuten von Feuerschwanz. Ihrem Namen treu bleibend fackelt die Band reihenweise Feuerfontänen auf der Stage ab. Die Band ist in den letzten Jahren zum Kassenschlager geworden. Welche Combo kann schon sagen, dass sie es vom M’era Luna 2014 in den ZDF Fernsehgarten 2021 geschafft hat. Ihr aktuelles Aktuelles Album „Memento Mori“ führte unlängst die offiziellen deutschen Album-Charts an.
Auf der Club Stage geht es mit den Schweden von Priest elektronisch weiter. Das Trio ist bekannt für seine extravaganten Outfits und zeigte sich selbst im prallen Sonnenschein voll maskiert und in schwarz gehüllt. Die Synthie Pop Tracks gehen gut ins Ohr und haben den typisch schwedischen analogen Sound. Und da Priest ohnehin gemeinsam mit den Industrial Metallern von Combichrist auf Tour sind, ist es wenig verwunderlich, dass sich die Mannen um Andy Laplegua auf der Main Stage vergnügen. Bei Combichrist bleibt kein Stein auf dem anderen. Der harte Sound kennt nur eine Richtung und zwar nach vorn.
Die Publikumslieblinge von Diorama beehren derweilen die zweite Bühne. Mastermind Torben Wendt gelingt es mit seiner charismatischen Art und den teils monumental klingenden Songs auf ganzer Linie zu punkten.
VNV Nation zeigen sich im klassischen Gewand:Ronan Harris wird begleitet von einem eigens angereisten Sinfonie-Orchester. Im prallen Sonnenschein und auf einer komplett schwarzen Bühne, geht die Licht-Show leider unter. Darüber, ob eine solche Präsentation auf eine Open Air Festivalbühne gehört, darf man sicher geteilter Meinung sein. Der Künstler selbst war bereits nach wenigen Minuten vom Anblick der Menschenmasse zu Tränen gerührt. Die epischen Interpretationen sind gelungen, aber halt sehr ruhig.
Da freut sich das müde Tanzbein auf die Ruhrport-Elektroniker von Rotersand. Das Duo schmettert einen Tanzflächenknaller nach dem anderen in die Crowd. Fronter Rascal geht offensiv auf die Fans ein. Diese wissen es schätzen und feiern zu den Beats, welche Großmeister Krischan routiniert hervorzaubert.
Mit neuem Album Gepäck lassen Schandmaul den „Knüppel aus dem Sack“. Der typische Folk Rock Sound der Band reiht sich gut in die vorhergehenden Acts ein. Entsprechend prall gefüllt ist der Platz vor MainStage. Schandmaul plus M´era, dass passt wie die Faust aufs Auge.
Im gleißenden Sonnenschein geht es für uns mit The Sisters Of Mercy weiter. Die Band ist bekannt für nebelverhangene Bühnen und düstere Shows. Der Auftritt wirkt erstaunlich gut und das nicht zuletzt durch einen erfreulich brilliant gelaunten Andrew Eldritch. Das Set bietet alles, was das Sisters Fan Herz begehrt. Die Welterfolge „Temple Of Love“ und „This Corrosion“ bilden für uns das Finale auf der Main Stage. Solitary Experiments Copyright AlexanderJung 2022
Trotz des hohen Unterhaltungswertes von Eisbrecher, ziehen wir die lang erwartete Show der kanadischen Industrial-Helden Front Line Assembly vor. Bevor es mit Die Krupps auf „The Machinisits Reunited Tour“ geht, spielen Bill Leeb und Rhys Fulber diese eine exklusive Festivalshow in Hildesheim. Der neue Livesound ist wieder gitarrenlastiger. Kein Wunder. Konnte man doch niemand geringeren als Tim Skold, Ex-Gitarrist von Marilyn Manson, für die aktuelle Konzertreise verpflichten. Auch am Schlagzeug erwartet uns mit der Neubesetzung Jon Siren kein Unbekannter. Unter anderem hat er zuletzt für IAMX in die Felle gedroschen. FLA ziehen sich im wesentlich auf die rockigen Tracks von „Millennium“ und „Improvised Electronic Device“ zurück. Treibende Klassiker wie „Resist“ und „Mindphaser“ versüßen das Set. Zu den Überraschungen im Set zählt das Falco Cover „Amadeus“, welches im Wesentlichen von Skold interpretiert wird.
In einem wunderschönen Sonnenuntergang endet damit für uns das M’era Luna Festival 2022.
Es gab viel Bewehrtes auf dass man sich verlassen konnte und einiges Neues, wie z.B. die ClubStage, zu entdecken. Der Sound klang an beiden Bühnen wirklich sehr gut. Es war eine Wohltat dieses Festival nach zwei Jahren endlich wieder zwanglos genießen zu können. Der Vorverkauf für die 2023er Edition hat bereits begonnen und wir freuen uns jetzt schon dabei sein zu können.

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Datum : 01.12.2024