Hildesheim bei bestem Wetter in tiefes Schwarz gehüllt - Mera Luna Festival 2019
XX M´era Luna Festival auf dem Flugplatz Hildesheim vom 17. bis 18.08.2019
Zum mittlerweile zwanzigsten Mal pilgerte die Gothic Community auf das Flugplatzgelände Hildesheim. Und so lud man viele alte Wegbegleiter und Szeneheadliner zum sommerlichen Beisammensein ein. Hochklassige Headliner, wie Within Temptation, ASP und VNV Nation lockten abermals 25.000 Besucher auf das M´era Luna 2019 und sorgten für ein "Ausverkauft". Wir waren für euch vor Ort.
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Wie in jedem Jahr begeisterten vierzig Szeneacts an zwei Tagen die Fans auf zwei großzügigen Bühnen. Obwohl es erfahrungsgemäß beim M´era erfreulicherweise wenige Überschneidungen gibt, widmeten wir uns nur einer Auswahl von Performances.
Nachdem wir am Freitag die Lesungen leider nicht wahrnehmen konnten, startete für uns das Festivalwochenende am Samstagmittag gitarrenlastig mit dem Opener Null Positiv. Die Gewinner des 2019er M'era Luna Newcomer Wettbewerbs eröffneten das Festival auf der Main Stage. Dank ihrer growlenden Frontfrau Elli Berlin wussten die Spreewälder sofort das Publikum vor der Main Stage zu begeistern. Empathy Test sind längst kein Geheimtipp mehr, konnten durch unermüdliche Livepräsenz eine beachtlich Fangemeinde aufbauen. Die britischen Synthie-Popper eröffneten mit ihren eingängigen Melodien unter großem Jubel die Hangar Indoor-Stage.
An diesem sonnigen Samstag Nachmittag waren die beiden Stages klar nach Gitarren (Main) und Synthesizern (Hangar) aufgeteilt. Bei Acts wie Sündenklang, Ewigheim und Stahlmann kamen Metal- und NDH- Fans vor der Mainstage voll auf ihre Kosten. Währenddessen präsentierten Sono, die "alten Hasen im Musikbiz" im Hangar ihre Electro-Pop Hits aus gut 20 Jahren Bandgeschichte. Die Vielschichtigkeit ihrer Songs ist immer wieder beeindruckend und es ist verwunderlich, dass diese selbst in der schwarzen Szene so gut angenommen werden. Nach ihrem letztjährigen Longplayer „Human“ wird in Kürze ein besonderes Best Of-Album erscheinen.
Freunde der härteren elektronischen Gangart feierten danach zu den Klängen von Terrolokaust, Centhron und {X}-RX.
Zwischen den Konzerten nutzten wir die Gelegenheit uns den zahlreichen kulturellen Angeboten, wie der Gothic-Fashion Show oder der neuen M´era Luna Academy, zu widmen. Daher mussten wir die Shows von Neuroticfish, Corvus Corax und Oomph! leider "opfern".
Zurück im Hangar erwartete uns gewohnt blutig die Performance der Berliner Aggro Tech-Helden von Agonoize. Für uns sind die ersten Momente nach der Show immer am lustigsten, wenn uns die völlig mit Kunstblut verschmierten Gesichter aus den ersten Reihen freudestrahlend entgegenblicken.
Mono Inc. gehört mittlerweile zu den Festival-Dauerbrennern, sodass man sich ihren Gothic-Pop Hymnen kaum verschließen kann. Und so war es kein Wunder, dass die Fans unmittelbar in die Songs von Frontmann Martin Engler einstimmten. Mit Zeromancer holte man einen weit weniger präsenten Act auf die Hangar Stage. Um so schöner war es mit zu erleben, wie gut der Auftritt der sympathischen Norweger funktionierte. Die Primetime gehörte standesgemäß dem Szeneurgestein Lacrimosa. Tilo Wolff verwöhnte das Publikum mit der leidenschaftlichen Darbietung der teils extralangen Versionen seiner Gothic-Klassiker.
Mit ihrer aktuellen Album-Veröffentlichung „Stunde-X“ im Gepäck begeisterten derweilen die Ruhrpott-Elektroniker von [:SITD:] auf der Indoor-Bühne. Auf dem M’era Luna immer wieder gern gesehene Gäste sind auch die niederländischen Symphonic-Rocker Within Temptation. Ihre monumentale Bühnenshow ist wie gemacht für eine großzügige Open Air Stage. Feuerfontänen und atemberaubendes Licht untermalten die epischen Songs perfekt.
Bei der Wahl des Headlinerkonzertes entschieden wir uns gegen den Meister ASP und für unsere guten Freunde von Die Krupps im für diesen Act viel zu kleinen Hangar. Für uns war es die richtige Entscheidung, denn wie Mastermind Jurgen Engler zu verstehen gab, wurden einige Songs in diesem musikalischen Gewand vorerst letztmalig gespielt. Bei Klassikern wie „Dawnig of Doom“ oder „To The Hilt“ war schlichtweg Abriss angesagt. Selten bei den DIE KRUPPS: Bei einigen Stücken verstärkte Gastsängerin Lis van den Akker die Band. Mit den weiblichen Vocals bildete sie eine sehr angenehme Bereicherung zum Metal-Maschinenklang. Und als Jurgen dann strahlend über das Publikum schaute, war der Moment absolut perfekt und für uns ein großartiges Finale des Samstags.
Der Sonntag führte uns zurück in den Hangar zu den abgefahrenen Klängen von Yellow Lazarus, wobei sich uns der Sinn der Performance nicht wirklich erschloss. Umso mehr freuten wir uns auf die Publikumslieblinge von Formalin im Anschluss, welche mit ihrem fetten Electrosound auf ganzer Linie überzeugten. Das neu hinzugekommene akustische Drumset passt hervorragend zu den drückenden Beats der Berliner.
Scarlet Dorn, Faelder und Versengold rockten die Open Air Bühne am Nachmittag. Nachdem der Rammstein-Clone Heldmaschine das „R“ noch einmal richtig rollen ließ, erwartete uns einer der mittlerweile selten gewordenen Auftritte von Meltoron. Als Fazit könnte man behaupten, dass Andys Stimme durchaus gesanglich Verbesserungspotential bietet. Im Tageslicht begeisterten Diary Of Dreams mit ihren epischen Hymnen wie eh und je. Wenn man aktuell Agonoize bucht, gibt es Funker Vogt dazu im Doppelpack. Chris L. hat sich gut in die Frontmannrolle eingefunden und zieht das Publikum mit.
Mittlerweile mehr Metal als Electro lieferten Combichrist an der frischen Luft. Und selbst bei Sonnenschein zeigte Rampensau Andy La Plegua seine mitreißende Spielfreude. Das Publikum erwartete die pure Energie und Aggression. Nach längerer Bühnenabstinenz meldeten sich die beiden schwedischen Old School EBMer von Spetsnaz im Hangar zurück. Die Songs waren im Wesentlichen bekannt und es tut wirklich gut zu sehen, dass das Duo wieder gemeinsam auf der Bühne steht.
Altmeister Joachim Witt stand diesmal wieder mit regulärer Band auf der großen Bühne und performte neben seinem „Rübezahl“-Programm selbstverständlich auch Klassiker aus seiner abwechslungsreichen Diskografie. „Der Goldene Reiter“ durfte dabei nicht fehlen. Nach wie vor wird der Song von den Fans frenetisch gefeiert. „Die Flut“ kam diesmal, anders als im Vorjahr, ohne Duettpartner Peter Heppner daher. In der Neben-Location lieferten Assemblage 23 derweilen eingängige Future-Pop Songs für die Tanzwütigen.Subway To Sally gehören ebenfalls zu den Wiederholungstätern. Und nachdem Eric Fish und Mannen den ersten Song im fast karnevalistischen Outfit präsentierten, stieß beim nächsten Song noch Chris Harms von Lord Of The Lost für einen Gastauftritt hinzu. Eines steht fest, Subway To Sally und das M´era Luna gehören zusammen. Und als Eric zum Chorus von „Kleid aus Rosen“ anstimmte, gingen die Hände hoch und die Massen sangen mit.
Hochqualitativen Synthie-Pop aus deutschen Landen lieferten De/Vision und verstanden es damit hervorragend das Hangarpublikum in ihren Bann zu ziehen. Steffen Keth und Thomas Adam haben das Genre in Deutschland wie kaum eine ander Band über Jahrzehnte geprägt und es tat gut zu sehen, dass dies das Auditorium zu schätzen wusste.
Die legendären Fields Of The Nephilim mussten derweil ihre Show in der prallen tief stehenden Sonne absolvieren. Jedoch wird sie der übermäßige Nebel vor einem Sonnenbrand beschützt haben. Im Hangar beschlossen dann Suicide Commando mit ihren Harsh-Electrotracks das Festival. Johan van Roy zeigte sich agil wie immer und die Fans feierten mit ihm bis zum Ende.
Für viele kam das Festivalhighlight diesmal tatsächlich zum Schluss. Nach der sehr erfolgreichen „Noire Tour“ zeigte sich ein brilliant gelaunter Ronan Harris, der sich buchstäblich wie ein kleines Kind über die Zuschauermasse freute. Sound und Licht waren perfekt und selbst wir als nicht eingefleischte VNV Nation Anhänger konnten uns das Kopfnicken nicht verkneifen. Damit endete ein sehr friedliches und professionell organisiertes M´era Luna Festival 2019.
Es ist sehr interessant mitzuverfolgen, wie sich das Event in den letzten 20 Jahren entwickelt hat und wir freuen uns bereits auf die nächste Ausgabe am 8. - 9. August 2020. Und ihr euch doch sicher auch?!
Nach dem M´era ist vor dem M´era. Bereits jetzt wurden für den 8. - 9. August 2020 folgende hochkarätige Acts angekündigt:
Nitzer Ebb ++ Schandmaul ++ The Lord Of The Lost Ensemble ++ Feuerschwanz ++ Megaherz ++ Nachtmahr ++ Rotersand ++ Coma Alliance ++ Faderhead ++ Diorama ++ The Cassandra Complex ++ Solitary Experiments ++ Ost+Front ++ Unzucht ++ Noisuf-X ++ The Beauty Of Gemina ++ Holygram ++ Then Comes Silence