VNV NATION begeisterten im Bergtheater Thale -Unter dem Publikum-
Ronan Harris und Neuwerk Music Management hatten zum ersten "Unter dem Himmel"-Festival eingeladen. Bildet dies vielleicht den Auftakt zu einer neuen Festivalreihe?
05.08.2017 im Bergtheater Thale/Harz
Knapp 1400 Freunde der elektronischen Musik fanden sich dazu letzten Samstag im seit Monaten ausverkauften Harzer Bergtheater ein, denn VNV Nation hatten zum „eigenen“ kleinen Festival geladen, bei dem sie durch A Life Divided, Klangstabil und Empathy Test begleitet wurden.
Diese außergewöhnliche Location, von vielen aufgrund der Amphitheater-Auslegung als kleiner Blackfield-Festival-Nachfolger (oder kleine Waldbühne?) gesehen, bot vor schönem Panorama über Vorharzregion eine eindrucksvolle Kulisse.
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Obwohl die geschätzt 20 Meter breite und 15 Meter hohe Bühne ordentliche Ausmaße hatte, erschien sie im weiten und vor allem steilen und hohen Halbrund jedoch vergleichsweise klein. Durch die Positionierung der Zuschauer oberhalb der Bühne mussten die Künstler quasi „aufwärts“ gegen eine Wand von Menschen spielen, was von Bühnenseite offenbar sehr eindrucksvoll ausgesehen haben muss, jedoch von den oberen Rängen augenzwinkernd wie ein „Mäusekino“ empfunden wurde. Dies tat stimmungsmäßig jedoch keinen Abbruch.
Weit vor Beginn bildete sich eine lange Schlange am Einlass, welche sich durch die strengeren Sicherheitskontrollen leider bis zum pünktlichen Beginn von Empathy Test nicht ganz abbaute. Das Bergtheater bot den Gästen mehrere Stände für Getränke, Essen, Merchandise und sogar Sitzkissen für die Bankreihen. Während der Show mal schnell den Weg zu den WCs wählen? Dies wollte gut überlegt sein, da diese sich in ziemlicher Entfernung zum Zuschauerraum befanden und sich Weg zum Sitzplatz mit zunehmender Befüllung im Rund, recht beschwerlich gestaltete. Speziell die steilen und kurzen Treppenstufen im Zuschauerraum stellten mit Getränken und/oder Essen in den Händen und zunehmender Dunkelheit mit spärlichem Licht ein gewisses Risiko dar. Zumal im Laufe des Abends die Handläufe der Treppen durch dort sitzende und tanzende Fans praktisch nicht nutzbar waren. Bei anderen Veranstaltungsorten werden diese Bereiche zur Sicherheit üblicherweise frei gehalten.
EMPATHY TEST - bekannt u.a. als Support der letzten Mesh-Tour - boten als Opener eine solide Show, welche anfänglich leider unter dem etwas „dünnen“ Sound litt. Melodischer Synthpop, gepaart mit einer schönen Gesangsstimme, begeisterten nicht nur die zugehörigen Fans, welche vom Sänger bis zur obersten Reihe ausgemacht wurden ( gute Augen Mr. Howlett ;-) ). Jedoch konnte sich kaum jemand im Halbrund von den Sitzen aufraffen. Erst das Erscheinen und Anfeuern von Ronan im Hintergrund bei „seinem“ Song weckte die Zuschauer etwas auf.
Nach einer für den geringen Umbau-Aufwand recht langgezogenen Pause zogen KLANGSTABIL nahezu die gesamte Zuschauerschar ins Theater und in ihren Bann. Maurizios elektronische Klänge gepaart mit Boris‘ aufwühlendem Sprechgesang hämmerten sich in die Gehörgänge. Jetzt zeigte sich schon etwas mehr Begeisterung und Tanzlaune im Publikum. Aber trotz einer Hit-Kanonade mit „You may start“, „Schattentanz“ und weiteren bekannten Songs waren offensichtlich sehr viele Zuschauer ausschließlich wegen VNV Nation anwesend, was unschwer an der Masse der Logos auf den Shirts und Jacken der Umstehenden zu erkennen war.
Dies wurde (leider) deutlich, als A LIFE DIVIDED als die gitarrenlastigen Vertreter im Lineup, es ziemlich schwer hatten, die eher synthie-affinen Fans trotz eines in allen Belangen guten Auftritts zu begeistern. Hinzu kam der einzige Regenschauer am Abend während des ALD-Auftritts, der für Ablenkung und Missmut andererseits sorgte. Erst beim vorletzten Song, dem VNV Nation Coversong „Perpetual“ konnte sich der Großteil der Zuschauer von den Bänken aufraffen.
Nach einer dehnend langen Umbaupause betraten unter großem Jubel VNV NATION die Bühne. Das Bergtheater hatte sich bis zum letzten Platz und darüber hinaus auf die seitlichen Treppen gefüllt. Ein vom Blick auf das Rund sichtlich begeisterter und gut gelaunter Ronan zog bei den ersten Klängen von „Chrome“ alle Zuschauer von den Sitzen und sogar auf die Sitzbänke - in diesem Theater nicht gerade ungefährlich. Wie bei VNV Nation schon fast üblich, wurde der gute Sound von einer bunten Lichtshow untermalt, die gerade in Verbindung mit dem mittlerweile nächtlichen Blick auf erleuchtete Ortschaften im Hintergrund und dem Vollmond rechts neben dem Bergtheater sehr beeindruckend war. Aus einem riesigen Repertoire von Hits spielten VNV Nation auch ein paar ältere und selten gehörte Stücke, wie z.B. „Genesis“ und „Standing“, was speziell langjährige Fans erfreute. Das schon fast obligatorische Lichtermeer aus Handy-Lichtern zu „Nova“ erzeugte einen von vielen „Erpelpelz“-Momenten an diesem Abend.
Krönender Abschluss des ca. zweistündigen Sets war das Duett mit Jürgen (A Life Divided) bei „Perpetual“, bei dem dann auch der gesamten Festival-Crew auf der Bühne für ihre Arbeit gedankt wurde.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein insgesamt schöner Abend mit einem top aufgelegten Headliner, sehr guten Support-Bands und Potenzial für eine Wiederholung bzw. Etablierung als Mini-Festival in Mitteldeutschland.
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