Zwischen Gothic und Gänsebraten - 20. DARK STORM Festival
25.12.2016 Stadthalle Chemnitz
Kaum zu glauben, bereits zum 20ten Mal jährte sich das Dark Storm Festival in Chemnitz. Szene-Headliner wie VNV Nation, Diary Of Dreams oder Combichrist konnten für das weihnachtliche Stelldichein verpflichtet werden und sorgten für angemessene Besucherzahlen.
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Copyright Fotos talecs - Alexander Jung
In 20 Jahren Festivalgeschichte hat das Dark Storm einige Location-Wechsel hinter sich. Wir waren im Jahre 1997 schon bei der ersten Ausgabe im verschneiten Kraftwerk zu Chemnitz mit FRONT 242 als Headliner dabei. Seit dem wurde versucht das Erfolgskonzept in andere Städte zu exportieren. Es zeigte sich aber, dass man doch besser in der Heimat wachsen konnte. Mittlerweile ist das Indoor-Festival zu dem Weihnachtsevent der Gothic-Szene geworden.
Für uns begann der Abend mit den Lokalmatadoren von ACCESSORY welche als Instanz auf dem Dark Storm gelten. Bereits zum vierten mal rockte das sympathische Electro-Duo den Second Floor.
Erfrischender Schweden-Pop erwartete uns mit Machinista im Headquarter. Hinter der Formation stecken Sänger John Lindqwister, seines Zeichens Ex-Cat Rapes Dog, und Richard Flow an den Keys. Mit Ohrwürmern wie „Picture Frame Eternity“ verstanden es die Skandinavier sehr schnell zu begeistern. Da Machinista die strapaziöse Omnipräsenz auf Deutschlands Bühnen noch fehlt, war deren erfrischende Show für uns ein Highlight.
Auf dem Second Floor ging es mit dem gänzlich unblutigen AGONOIZE-Ableger The Sexorcist weiter. Leider war die Show anfangs von technischen Pannen geprägt, was selbst dem weissgewandetem Fronter Chris etwas die Laune verdarb. Das stylische Rock n Roller-Mikro versagte häufiger bei Gassenhauern wie „Muschi Muschi, Fukushima“ seinen Dienst.
Für ein sehr kurzes 40 Minuten-Intermezzo reichte es leider nur bei Altmeister Joachim Witt. Die beiden Überhits „Die Flut“ und „Der Goldene Reiter“ durften aber nicht fehlen.
Währenddessen wurde die zweite Bühne bereits in Baustellenmanier für die Patenbrigade Wolff abgesperrt. Die Inspektorin glänzte diesmal weihnachtsbedingt mit Abwesenheit. Dennoch schafften es die Jungs mit ihren Tracks dem Publikum sehr gut einzuheizen.
Ebenfalls problembehaftet war die Show der Dark Wave-Ikonen von Das Ich. Protagonist Ackermann hörte sich kaum auf der Bühne und Bruno Kramms Backround-Vocals übertönten schlichtweg alles Andere. Aber es war gut zu sehen, dass sich Stefan Ackermann endlich wieder in gefestigter Form auf der Bühne präsentieren konnte. Prägende Szene-Klassiker wie „Kain und Abel“ oder „Gottes Tod“ durften bei dem „Weihnachts-Special“ natürlich nicht fehlen.
Einer der Höhepunkte auf dem Second Floor war zweifelsfrei der Auftritt von Rotersand, die übrigens gerade ihr neues starkes Album "Capialism TM" veröffentlicht haben. Mit den Krachern „Merging Oceans“ und „Waiting To Be Born“ griffen Rascal und Krischan von Anfang an in die Vollen und das Publikum wollte die Arme gar nicht mehr runter nehmen.
Gewohnt heftig ging es bei den US-Rockern von Combichrist zur Sache. Andy LaPlegua enterte routiniert die Stage und hatte die Massen mit Hits wie „Can´t Control“ oder dem finalen Brett „What the Fuck Is Wrong With You?“ unmittelbar im Griff.
Harsch sollte es auch beim Headliner auf dem Second Floor zugehen. Die Veranstalter konnten hierfür den belgischen EBM-Vorkämpfer Johan Van Roy mit seinem Projekt Suicide Commando verpflichten. Spätestens bei dem Hit „Bind, Torture, Kill“ kochte die beengte Location nahezu über.
Deutlich seichter ging es bei den beiden Haupt-Acts im großen Saal zu. Als Co-Headliner bewiesen ein weiteres Mal die gerade aus China und Südamerika zurück gekehrten Diary Of Dreams mit monumentalen Melodien ihren Status als einen der erfolgreichsten deutschen Gothic-Acts der letzten Jahre. Die Light Show war von rotem und blauen Licht dominiert und hielt glücklicherweise nicht das was der Tour-Titel „Grau im Licht“ vermuten ließ.
Das große Finale gehörte ein weiteres Mal den alten Dark Storm-Hasen von VNV Nation. Mit Songs wie „Sentinel“ oder „Control“ gelten die Iren als Hitgaranten sodass man auf die nötige Feierstimmung kaum warten musste. Bereits während der ersten Tracks übernahm Ronan Harris kurzerhand das Smartphone des Moderatoren Dr. Mark Benecke und filmte damit das enthusiastische Publikum von der Bühne aus.
Erwartungsgemäß schafften VNV Nation erneut einen würdigen Abschluss für das 20te Dark Storm Festival. Aufgrund der andauernden Erfolgsgeschichte besteht kaum ein Zweifel das im Jahr 2017, wie immer am am ersten Weihnachtsfeiertag, der dunkele Sturm erneut in Chemnitz einziehen wird.