IM BANNE DER SCHWARZEN KATZE – TOTALLY IAM{X}ED!
IAM{X} – Metanoia Tour 2015
Eine Retrospektive der Konzerte in Leipzig und Berlin
Chris Corner ist endlich zurück auf der Bühne! Das IAM{X}-Comeback in diesem Jahr wurde für ihn zu einem wahren Triumphzug durch die Clubs Nordamerikas und Europas!
Nach einer psychischen Erkrankung hatte sich der IAM{X}-Mastermind für lange Zeit zurückgezogen und sich in professionelle Behandlung seiner Depressionen, die sich in einer permanenten Schlaflosigkeit äußerten, begeben. In dieser Phase befand er sich nach eigener Aussage in einem schwarzen Loch. Er hörte auf, Songs zu schreiben und zu touren, weil er die Musik plötzlich als seinen Feind wahrnahm. Um zu sich selbst zu finden, verbrachte er auch einen längeren Zeitraum bei seinen Eltern in England, in deren Gartenhäuschen er in dieser Zeit lebte. Mittlerweile ist er aus dem „dunklen“ Berlin ins sonnige Los Angeles in Kaliforniern gezogen. Diese Veränderung hat ihm sichtlich gut getan. Am 02. Oktober 2015 erschien das sechste IAM{X}-Album ‘‘Metanoia‘‘. Dieses Album betrachtet Chris Corner als das Resultat seiner Wiederauferstehung. Nahezu alle Songs auf der neuen Platte beschäftigen sich mit seinem persönlichen Schicksal. Metanoia bedeutet Metamorphose, und das Album markiert in gewisser Weise Chris Corners musikalische Wiedergeburt, die Wiederherstellung seiner Kreativität. Der Longplayer ist eine musikalische Offenbarung, ein Geniestreich. Offenbar muss man seine eigene (schmerzliche) Geschichte erzählen, um als Künstler Erfolg zu haben...
28. November 2015. Leipzig. UT Connewitz.
Am 18. Mai 2013 erlebte der Autor das triumphale IAM{X}-Konzert vor etwa 5.000 Zuschauern in der großen agra-Halle im Rahmen des Mitternachts-Specials des Wave-Gotik-Treffens mit – ein definitiver Höhepunkt. Und in gewisser Weise auch ein Wendepunkt, denn nur kurze Zeit später stellte sich die Erkrankung von Chris Corner heraus, und zahlreiche Konzerte mussten abgesagt werden…
Für ihr diesjähriges Leipziger Gastspiel haben sich IAM{X} mit dem UT Connewitz – eigentlich Union-Theater (U. T.) Connewitz - das älteste noch erhaltene Kino der Messestadt und eines der ältesten Lichtspielhäuser Deutschlands überhaupt ausgesucht. Als erster Film wurde dort am ersten Weihnachtstag 1912 der Kriminalfilm „Die schwarze Katze, 2. Teil“, ein kurzer Stummfilm, aufgeführt. Das UT Connewitz befindet sich in der Wolfgang-Heinze-Straße 12 im alternativ geprägten Stadtteil Connewitz im Leipziger Süden und stellt somit eine Art kulturelle Oase für ein alternatives Szenepublikum dar.
Das denkmalgeschützte Haus besitzt seinen eigenen morbiden Charme, dem sich auch Chris Corner nicht entziehen konnte, der es während des Konzerts als ‘‘Fucking Location‘‘ bezeichnete. Das Konzert ist indes bereits mehr als drei Wochen vor dem Gig ausverkauft. Das UT Connewitz wird während des IAM{X}-Konzertes bis „unter die Decke“ gefüllt sein. Es stellt sich die Frage, warum eine so „kleine“ Location gewählt wurde, wenn es doch in Leipzig eine Reihe von Konzerthäusern gibt. Die Show in der agra-Halle im Mai 2013 hatte eindrucksvoll bewiesen, dass das IAM{X}-Konzept auch auf der großen Bühne funktioniert. Doch es sind die kleinen, dunklen, ein wenig abgefuckten Clubs, die es Chris Corner besonders angetan haben und in denen er sich am wohlsten fühlt. Ihm ist es lieber, in einem bis zum Bersten gefüllten Laden zu spielen, in dem er die Nähe des Publikums unmittelbar spüren kann, als in einer seelenlosen großen Halle. Tatsächlich kommen die IAM{X}-Songs in derartigen Clubs auch am besten zur Geltung. Auch für die Fans entsteht so der Eindruck, einem exklusiven Kreis von Liebhabern des Besonderen anzugehören, welcher der Musik eines phänomenalen Geheimtipps frönt, als in einer gesichtslosen Masse unterzugehen. Statt des Vergleichs mit dem gigantischen WGT-Konzert 2013 weckt der Abend deshalb auch viel eher Erinnerungen an den mehr als sechs Jahre zurückliegenden intimen IAM{X}-Gig am 30. Oktober 2009 im abgelegenen „Club Lagerhof“ in der Lagerhofstraße nahe des Hauptbahnhofes…
Der 28. November 2015 ist ein kühler Tag. Am Morgen hat es lange geschneit. Zum Glück dauert die Wartezeit nicht zu lange: Pünktlich um 20:00 Uhr ist Einlass in den Club. Vor dem UT Connewitz parkt ein großer schwarzer Tourbus: ‘‘Artist’s Delight‘‘ – offenbar gönnen sich auch Chris Corner und seine Mitstreiter mittlerweile etwas mehr Annehmlichkeiten während der Reisen zu den Konzertorten.
IAM{X} spielen bereits die gesamte Tournee ohne Supporting Act. 21:20 Uhr betreten Chris Corner, Janine Gezang, Sammi Doll und Jon Siren die Bühne. Chris erscheint ganz in Schwarz und in eine Art Cardigan gehüllt, dessen Kapuze seine Haare fast komplett verdeckt. In seinem Gesicht und auf seiner Brust sind goldene und schwarze Farbe zu sehen. Er erinnert äußerlich und durch seine grazilen Bewegungen tatsächlich an eine sehr schlanke schwarze Katze. Die Band startet furios mit ‘‘I Come With Knives‘‘, der – legt man die Zugriffszahlen bei YouTube zugrunde – beliebtesten und erfolgreichsten Single vom letzten Album “The Unified Field’’. Es ist auch der einzige Song von diesem Album im Set. Das Publikum ist sofort elektrisiert und singt den fulminanten Chorus lauthals mit. Die vergangenen zweieinhalb Jahre der Bühnenabstinenz Corners scheinen wie weggeblasen.
Per Beamer auf Leinwände projizierte Visuals sind seit jeher fester Bestandteil der IAM{X}-Konzerte. Diesmal wurden sogar vier Projektionsflächen auf der Bühne installiert, was die musikalischen Eindrücke durch visuelle Impressionen maximal verstärkt. Das Hitfeuerwerk geht mit ‘‘The Alternative‘‘ vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 2006 weiter. Wie schon bei der letzten Tournee 2013 konzentriert sich Chris Corner, der früher live auch an der Gitarre bestach, mittlerweile nahezu ausschließlich auf die Lead Vocals, nur von einigen kurzen Passagen an seinen zentral am vorderen Bühnenrand aufgebauten Keys und Effektgeräten unterbrochen. Er singt zuweilen auch etwas kraftsparender und intoniert den anstrengenden Refrain zunächst in tiefer Stimmlage, bevor er sich in die originäre Höhe steigert. Der Song wurde zudem umarrangiert, so dass der Chorus nicht sofort nach den Strophen einsetzt. IAM{X} lassen keinen Zweifel daran, dass Sie die Menge im Sturm erobern wollen. Janine Gezang (Gebauer) spielt den charakteristischen pumpenden Bass und interagiert sofort mit den Fans, die es ihr mit großer Zuneigung danken. Janine ist ein echter Sympathieträger und zum wesentlichen Motor hinter den Kulissen sowie zur auch im Line-Up aufgeführten zweiten Kraft von IAM{X} geworden. Während der Pause kam es zur offenbar geräuschlosen Trennung vom vormaligen Manager Reza Davoudi und dessen Label ‘’61 Seconds‘‘. Nachdem Janine schon seit langem den IAM{X}-Fanshop (Boutique IAMX) führte, hat sie nun auch das komplette Management übernommen.
Als dritte Nummer folgt ‘‘Happiness‘‘. Diese fast unverschämt eingängige und extrem tanzbare erste Singleauskopplung aus dem neuen Album mit hohem Wiedererkennungsfaktor ist live noch beeindruckender, was wohl nicht zuletzt an den treibenden Beats des neuen Drummers Jon Siren liegt, der auch optisch gut mit Chris harmoniert. ‘‘Happiness‘‘ wurde quasi als Lebenszeichen und Geschenk für die Fans bereits am 11. Juni 2015 veröffentlicht – fast vier Monate vor dem Erscheinen des Albums. Es ist als letztes Stück auf dem Album entstanden und wäre beinahe gar nicht auf die Tracklist gelangt. Chris war zwar aufgefallen, dass sich unter den anderen zehn Songs keine typische (Hit-)Single befand, doch ‘‘Happiness‘‘ erschien ihm im Vergleich zu den anderen als etwas zu simpel. Janine war hingegen der Auffassung, dass der Track genau diese gesuchte Single ist. Gut, dass Chris sich überzeugen ließ… Beginnt der Song auf der Platte mit einer akustischen Gitarre, so wird spätestens jetzt deutlich, dass IAM{X} auf dieser Tour ein nahezu rein elektronisches, dance-orientiertes Live-Konzept verfolgen. Gitarren kommen auf der Bühne nicht zum Einsatz. Auf den 2011er und 2013er Tourneen war Gitarrist Alberto Alvarez, der auch gesanglich und als Percussionist überzeugte, ein großer musikalischer Gewinn. Insbesondere die 2013er Shows mit fünf Musikern auf der Bühne lieferten den bis dahin besten IAM{X}-Sound. Man kann bedauern, dass er nicht mehr dabei ist und auch Chris inzwischen die Gitarre weglässt, muss aber einfach zugeben, dass die Show mit den beiden Frauen an vorderster Front neben dem ohnehin sehr charismatischen Chris noch dynamischer und druckvoller geworden und auch in puncto Attraktivität kaum zu schlagen ist… Sammi Doll, ebenfalls bereits 2013 dabei, ist aus Sicht der Audience von rechts hinten nach links vorn gerückt. Die gebürtige Londonerin spielt großartig diverse Keyboards und passt auch mit ihren exzellenten Background Vocals sehr gut zu Frontmann Chris und der hervorragenden, energetischen Keyboarderin und Sängerin Janine. Sammi ist sehr schnell zu einem Liebling des Publikums geworden. Chris Corner scheint derweil gar keine Zweifel an seiner körperlichen Fitness aufkommen lassen zu wollen, er federt wie aufgezogen über die Bühne, schnellt mit zackigen, abgehackten Bewegungen vor und zurück, interagiert mit „seinen“ beiden Frauen und tanzt ausgelassen. Er befindet sich offenbar völlig im Einklang mit sich und seiner Musik.
Das Tempo wird etwas verlangsamt für den ersten ruhigen Song des Abends - eine Live-Premiere für den Autor: ‘‘Mercy‘‘ – die atmosphärische S/M-Ballade vom ersten Album ’’Kiss and Swallow’’, eingeleitet von Peitschenhieben, entblättert sich auch visuell langsam. Die eindringliche Darbietung Corners steigert sich bis zu hohen Falsettpassagen, abgelöst von tiefem Sprechgesang, und sorgt für einen gesanglichen Höhepunkt.
Als wäre die kurze Atempause ausreichend zur Erholung für das bereits schwitzende Publikum, wird dieses Intermezzo abgelöst von ‘‘No Maker Made Me‘‘, einem echten Kracher vom neuen Album mit markantem Synthie-Motiv, eingeleitet durch engelsgleichen Gesang von Janine und Sammi: ‘‘The magic light that appears to shine is not the light of benevolent design‘‘. Der Song war bereits für das Vorgänger-Album geschrieben worden, wurde aber für das aktuelle aufgespart – eine weise Entscheidung von Chris, nicht nur wegen der stilistischen Ähnlichkeit zu ‘‘I Come With Knives‘‘, sondern weil der sehr persönliche Text besser auf den aktuellen Longplayer passt. Chris beschreibt seine Metamorphose von einem religiösen Menschen zum Atheisten, seine Suche, seinen Kampf und seine Abkehr vom Glauben. Die Coda mit dem manisch wiederholten ‘‘You fucking sinner‘‘ gerät zur ekstatischen Vereinigung mit der begeisterten Kulisse.
Mit ‘‘Volatile Times’’ wird nun der einzige Track der gleichnamigen Platte von 2011 präsentiert. Auf den US-Shows kam noch regelmäßig ‘‘Bernadette‘‘ zu Ehren, wurde in Europa aber fallengelassen, möglicherweise weil die europäischen Fans den Song schon gut kennen. Auch das neue Arrangement von ‘‘Volatile Times‘‘ kann gefallen.
Das phantastische Stück ‘‘Tear Garden’’ vom 2009er Album ’’Kingdom Of Welcome Addiction‘‘ ist in gewisser Weise eine Reminiszenz an den Berliner Tiergarten und besticht durch seinen wunderbar melodischen und einfühlsamen Refrain sowie durch die außergewöhnlichen Percussion-Parts. Beim Percussion-Duett mit Chris nimmt Janine nun die Position von Alberto Alvarez ein, und sie meistert auch diese Herausforderung bravourös.
‘‘Oh Cruel Darkness Embrace Me’’, die zweite Vorab-Single, welche am 25. September 2015 erschien und den Appetit auf den Album-Release am 02. Oktober 2015 nur noch steigerte, überbringt eine klare politische Botschaft, denn Chris prangert die Scheinheiligkeit von Politik und Religion sowie die Macht des Geldes an: ‘‘It’s a fucked up world and it’s driving my poor heart crazy.‘‘ Trotz der inhaltlichen Explosivität besitzen der Song und das dazugehörige Video wirkliches Hitpotenzial und überzeugen durch Sexyness, Funkyness und Dancefloor-Tauglichkeit. Der Track beginnt mit hohen Falsetttönen, die eine erotisch aufgeladene Stimmung erzeugen, steigert sich mit dem im Brustregister gesungenen harten Verse und entlädt sich im Chorus - grandios. Auch hier bestechen die Vocals von Sammi und Janine bei der Wiederholung des Chorus in der Coda, wobei die Wirkung vor allem dadurch erzielt wird, dass sie dabei die ganze Zeit auf einem Ton bleiben.
Szenenwechsel. 03. Dezember 2015. Berlin. Club Postbahnhof am Ostbahnhof.
Chris Corner ist zurück in Berlin, seinem „Wohnzimmer“ Bis zum Ausbruch seiner Erkrankung lebte und arbeitete er in einem ehemaligen DDR-Fabrikgebäude in Woltersdorf nahe der Hauptstadt. Der Gig hier ist also ein Heimspiel für ihn und die Band. Entsprechend euphorisch werden er und seine Mitstreiter von ihren Anhängern in der brechend vollen, ausverkauften Location empfangen, als sie 21:30 Uhr die Bühne betreten. Angemessen euphorisiert zelebrieren die Musiker eine mitreißende, unvergessliche Show.
‘‘Spit It Out‘‘ – DER IAM{X}-Clubhit überhaupt beginnt mit a cappella-Gesang bei minimaler Instrumentalbegleitung. Auch für diesen Song verwendet Chris Corner ein verändertes Arrangement, das er schon bei seinen Solo-Akustik-Performances und bei Duo-Auftritten mit Janine im Jahr 2014 erprobt hat. Der Chorus wird überwiegend tief gesungen und mehrfach variiert.
‘‘Nightlife‘‘ - DIE Hymne auf das Nachtleben, noch in Kollaboration mit Sue Denim entstanden – die Raserei der wogenden Massen kennt insbesondere in den ersten Reihen jetzt keine Grenzen mehr. Einem breiteren Publikum wurde der Song durch den deutschen Vampir-Film “Wir sind die Nacht” bekannt, in dessen Soundtrack er eine bedeutende Rolle spielt. Janine greift wieder zum Bass, und Sammi Doll hängt sich zur großen Überraschung eines ihrer Keyboards um. Dieses mutiert also zur ‘‘Keytar‘‘ – Kofferwort aus Keyboard und Gitarre. Das „Umhängekeyboard“ war lange von der Bildfläche verschwunden, wird aber seit einigen Jahren wieder produziert. Sammi spielt darauf einen zusätzlichen Bass, was die Intensität und den Druck noch erhöht. So viel Bass war selten.
‘‘Surrender’’ ist eine phantastische Ballade vom neuen Album, und Chris Corner bietet seine wohl beste Gesangsleistung des Abends. Bei aller Theatralik, Extravaganz und zuweilen auch Egozentrik spürt man doch immer sein Verlangen nach Liebe und echtem Gefühl. Seine Verletzlichkeit - ja Fragilität - kommt in seinen Texten deutlich zum Ausdruck. In diesem, der Resignation und Traurigkeit atmet, beschreibt er seine Situation vor dem Zusammenbruch: ‘‘Greyer than winter days the clouds in my head“ und ‘‘I’m so bored of taking my chances of making mistakes‘‘ machen klar, wie kurz er vor dem Abgrund stand. ‘‘Now I need to surrender. I want to surrender’’ – dem Refrain kann sich niemand entziehen, der wirklich genau seinen Worten lauscht. Diese Performance ist ein definitiver Höhepunkt des Abends. Angesichts der Darbietung muss man es bedauern, dass die andere große -und vielleicht sogar noch stärkere - Ballade ‘‘Insomnia‘‘ bisher noch nicht live gespielt wurde. Aber das kommt vielleicht noch.
Auch diesmal ist die Entspannungsphase für die Fans nur kurz. ‘‘After Every Party I Die‘‘ – ursprünglich noch eine Sneaker Pimps-Nummer, kommt bei dieser Tour nach längerer Zeit live zu Ehren. Another one for the dance freaks. Es ist live schwer, die sehr tiefen Töne der gesprochenen Passagen exakt zu treffen.
‘‘Aphrodisiac‘‘ fällt als eindeutige sexuellen Ausschweifung im Gegensatz zu den sonst doch sehr düsteren Stücken des neuen Albums etwas aus dem Rahmen. Chris Corner nutzt den Song auch ein wenig als Vehikel für seine Vokalakrobatik. Hier kann er dem Publikum live zeigen, zu welch extraordinären gesanglichen Höhenflügen er imstande ist. Basierend auf einem einfachen Beat, lebt das Stück von einem Cabaret-artigen Rollenspiel. In der Strophe umgarnt und bezirzt der Protagonist mit einschmeichelnden, ja geradezu schmierigen Worten das Objekt seiner Begierde: ‘‘Sweetheart, where do you come from? You’re burning like a fire in my head. You’re the perfect vision.‘’, nur um dann die Maske fallen zu lassen und in den harten Chorus überzugehen: ‘‘I want your contact. I think I cannot fight your aphrodisiac.‘‘ Der musikalisch recht einfache Refrain erinnert an ‘‘Cold Red Light‘‘ von ‘‘Volatile Times‘‘. Das Stück gipfelt in vokalistischen Arabesken Corners, die ihre Wirkung beim Publikum nicht verfehlen…
‘‘Your Joy Is My Low‘‘ bildet den Abschluss des regulären Sets. Dieser Song vom ersten Album ‘‘Kiss and Swallow‘‘ war 2004 im Rahmen einer (mittlerweile sehr raren) EP der erste veröffentlichte IAM{X}-Song überhaupt. Die famose Nummer gewinnt durch das neue Arrangement noch an Tanzbarkeit und versetzt die Anhänger in Ekstase und Verzückung. Chris sucht das Bad in der Menge. So nah war er seinen Fans während der Konzerte wohl noch nie. Zum Finale des Songs darf das Publikum die Bühne entern und mittanzen, wovon überwiegend weibliche Fans Gebrauch machen. Viele von ihnen hatten sich schon im Vorfeld auf diesen – ihren (!) – Moment vorbereitet und sind nun nicht mehr zu halten. Blieb die Szenerie in Leipzig noch überschaubar, so ließen sich in Berlin gewisse Parallelen zur Schlussszene aus dem Film „Das Parfum“ wahrnehmen: Man musste tatsächlich einige Befürchtungen haben, dass Chris Corner von seinen Verehrerinnen mit Haut und Haaren aufgegessen werden würde…
Nachdem sich die Band für einen kurzen Moment backstage zurückgezogen hat, müssen die zahlreichen tanzenden Fans auch noch die Bühne verlassen, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Motiviert vom ohrenbetäubenden Jubel und den Zugabe-Rufen der Menge kehren Chris, Janine, Sammi und Jon wieder ins Rampenlicht zurück und servieren den hocherotischen Synth-Rock-Klassiker ‘‘Kiss And Swallow‘‘, die Lead-Single des gleichnamigen Albums von 2004. Ein Song, der ursprünglich für das vierte, nie veröffentlichte Sneaker Pimps-Album vorgesehen war und der zum unverzichtbaren Höhepunkt der IAM{X}-Live-Shows wurde. Das Stück basiert auf einem treibenden Monster-Riff, das den Hörer sofort in seinen Bann schlägt. Dieses Riff funktioniert besonders gut, wenn es auf der Gitarre gespielt wird, so dass es bei der elektronischen Variante doch ein wenig an Drive einbüßt.
Die Live-Version der einfühlsamen, piano-dominierten Ballade "I Am Terrified" von ‘‘Kingdom Of Welcome Addiction‘‘ ist mit pulsierendem Bass ebenfalls neu arrangiert worden. Besonders bestechend ist der harmonische Gesang von Chris und Janine.
Danach verlassen die Musiker unter tosendem Applaus erneut die Bühne, doch das Flehen der Fans nach mehr wird erhört. IAM{X} kommen für eine weitere Zugabe zurück. Den Leipziger Anhängern blieb diese noch verwehrt. Vielleicht lag es daran, dass die Band am Tag vor Leipzig noch in Prag spielte und erschöpft war, während nun erst einmal ein Tag Pause zwischen den Konzerten in Berlin und am 05. Dezember 2015 in Moskau liegt. Vielleicht fühlt Chris aber auch eine besondere Verpflichtung gegenüber „seinem“ Berliner Publikum und möchte es nicht enttäuschen. However, "Bring Me Back A Dog" ist der fünfte Song vom Album ‘‘The Alternative‘‘ an diesem Abend. Exakt so viele Stücke wurden auch vom neuen Album ‘‘Metanoia‘‘ gespielt. Das zeigt, welchen Stellenwert ‘‘The Alternative‘‘ im Œuvre von IAM{X} einnimmt. Eine letzte brillante Performance, und der Vorhang fällt. Es zeigt sich, dass Chris Corner ob der prallgefüllten Magazine mittlerweile sogar auf die langjährigen Favoriten und Hymnen ‘‘President‘‘ und ‘‘My Secret Friend‘‘ ohne Qualitätsverlust verzichten kann, was vor kurzem noch undenkbar gewesen wäre.
Das Wiedersehen mit Chris Corner und IAM{X} hat viel Spaß gemacht. Die Konzerte in Leipzig und Berlin waren musikalisch und emotional sehr intensiv. Alle IAM{X}-Anhänger hoffen, dass dieser Tournee weitere folgen werden. Dem Vernehmen nach sind zusätzliche Deutschland-Konzerttermine für das Frühjahr 2016 bereits geplant…
IAM{X}-Setlist Leipzig – 28. November 2015
1. I Come With Knives
2. The Alternative
3. Happiness
4. Mercy
5. No Maker Made Me
6. Volatile Times
7. Tear Garden
8. Oh Cruel Darkness Embrace Me
9. Spit It Out
10. Nightlife
11. Surrender
12. After Every Party I Die
13. Aphrodisiac
14. Your Joy Is My Low
Encore:
15. Kiss And Swallow
16. I Am Terrified
IAM{X}-Setlist Berlin – 03. Dezember 2015
1. I Come With Knives
2. The Alternative
3. Happiness
4. Mercy
5. No Maker Made Me
6. Volatile Times
7. Tear Garden
8. Oh Cruel Darkness Embrace Me
9. Spit It Out
10. Nightlife
11. Surrender
12. After Every Party I Die
13. Aphrodisiac
14. Your Joy Is My Low
Encore:
15. Kiss And Swallow
16. I Am Terrified
Second Encore:
17. Bring Me Back a Dog
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