HIM - Herzschmerztexte und rockige Melodien zum einzigen Deutschlandkonzert

Geschrieben von Peggy Reichenbach / Falk Scheuring am . Veröffentlicht in Photoreports 2015

HIM-Konzert am 04.08.2015HIM mit Ville Valo
Club Täubchenthal in Leipzig

HIM, das sind die finnischen Dark-Rocker in deren Mittelpunkt der charismatische Sänger und Songwriter Ville Valo steht. Das Debüt von HIM kam bereits im Jahr 1998 auf den Markt. Mit dem Titelsong  „Join Me“ zum Roland Emmerich-Filmhit "13th Floor" gelang ihnen zwei Jahre später in Deutschland der Durchbruch und fortan galt dem den Jungs aus dem hohen Norden mit den folgenden Veröffentlichungen und auch bei sehr zahlreichen Livekonzerten eine große mediale Aufmerksamkeit als gesichert. Zu den bekanntesten Alben zählt „Love Metal“ aus dem Jahr 2003. Ihr letztes Album „Tears On Tape“ stammt aus dem Jahr 2013.

HIM kommen in die Stadt Leipzig! - Diese Nachricht verbreitete sich vor einem halben Jahr blitzschnell über die Social Media-Kanäle und ebenso rasch meldete man dann den Vorkauf als absolut „sold out“.

HIM mit Ville ValoAuf einer 10-tägigen Konzertreise im August, spielen sie 9 (!!) Konzerte in Europa, von Rumänien über die Slowakei, bis hinüber nach Russland als Abschluss. Und mittendrin, quasi als die Band so richtig warm gespielt war, gaben sie nun ihr einziges Deutschlandkonzert des Jahres 2015. His Infernal Majesty bleiben gerade hierzulande und trotz nicht mehr so großer Präsenz in den letzten Jahren, sehr beliebt. Um so interessanter ist der Fakt, dass man die Finnen in einem solch kleinen Club spielen ließ. Bei ihrer letzten Leipzig-Show im Rahmen der „Tears On Tape“-Tour vor knapp 2 Jahren füllten HIM das ungleich viel größere Haus Auensee problemlos.
Nun also wartete vor dem Täubchenthal im Leipziger Westen eine Traube von Gothic- und Metal-Fans sehr unterschiedlichen Alters geduldig, um die Love-Metaller in intimer Atmosphäre zu erleben. Glück hatte, wer eines der lediglich 1000 Tickets sein Eigen nennen konnte.HIM mit Ville Valo Einige Hardcore-Fans hatten sogar vor dem Eisentor kampiert, um sich schlussendlich im Club einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. Die Kennzeichen der parkenden Fahrzeuge verrieten zudem, dass von den Gästen teils sehr weite Anfahrtswege in Kauf genommen worden waren.
So strömten die betont dunkel gekleidete Schar nach Öffnung direkt in den Konzertsaal. Wenig Aufmerksamkeit erhielt da der Händler, welcher „nordische“ Waren von Knäckebrot bis Rentierfellen feil bot. Heute ging es hier um Musik! ;-) Immerhin können wir uns vorstellen, dass bei den hochsommerlichen Temperaturen, zumindest einiges gut vorgekühltes Lapin Kulta (finnisches Bier) den Weg aus dem Sortiment ihinein in trockene Kehlen gefunden haben wird.

Drinnen in der Venue herrschte eine gespannte, fast stille Atmosphäre. Würde es ein oder zwei Vorbands geben? Darüber wurde noch spekuliert und die Lösung zeichnete sich kurz darauf heraus: Es gab überhaupt keinen Support!
Das Restlicht im Saal wurde alsbald gelöscht und die Spannung, der vor der kleinen Bühne sich dicht drängenden Fans, entlud sich in lautstarkem Jubel. Die Musiker der Band enterten zuerst die Stage. Für den neuen Drummer Jukka “Kosmo” Kröger blitzten aus dem Publikum und von der oberen Galerie unzählige Blätter mit dem Schriftzug  WELCOME KOSMO und dem Heartagramm-Bandlogo auf. Eine Geste der Fans für den Neuzugang bei HIM.  
HIM mit Ville ValoVille der Frontmann, als Kopfbedeckung mit seinem Markenzeichen, der tief herunter gezogenen Wollmütze bekleidet, schritt schließlich zu den wohlbekannten Klängen des ersten Songs „Buried Alive By Love“, aus dem Jahr 2003 stammend, ans Mikrofon. Alle Augen und Ohren richteten sich jetzt auf „Seine höllische Majestät“, den zierlichen und immer etwas schüchtern-androgyn wirkenden Mann mit der unverwechselbaren Stimme.
Ganz schnell wurde spätestens jetzt klar, das man hier gerade Teil eines sehr intimen und einmaligen Clubkonzerts wurde. Noch weiter zurück ging man mit Stück Nummer 2 und dem druckvollen „Poison Girl“ von 1999, gefolgt von „The Kiss Of Dawn“ (2007).  Ein lockerer und augenscheinlich bestens gelaunter Ville Valo präsentierte einen Hit der langen HIM-History auf den anderen. Das gefühlvolle Chris Isaak-Cover „Wicked Game“ fand da selbstverständlich ebenfalls einen Platz in der Setlist und zu „In Joy And Sorrow“ lagen sich mit Sicherheit so ziemlich alle anwesenden Paare in den Armen und verloren sich in den Melodien. Perfekt passte auch das in Folge gespielte „Your Sweet 666“ und ihr Überhit „Join Me In Death“ mit leuchtenden Augen der Frauen. In den fast zwei Stunden Spielzeit brachten HIM dreiundzwanzig Stücke zu Gehör. Ein stetiges Wechselbad zwischen balladesken Songs, sowie Stücken bei denen härter in die Saiten gegriffen wurde. Alle hingen förmlich an den Lippen von Ville, der mit wunderbarer Schmachtstimme, die immer von Liebe, Verzweiflung, Tod und Sünde handelnden Texte mit leicht lasziven Bewegungen in sein Mikrofon hauchte. Gesanglich zeigte er sich dabei in Hochform und auch der Sound von Bass, Gitarre, Drum und Synthie wirkte bestens abgestimmt. Dabei ließ sich die Band in zwar effektvolles, aber nur sehr spärlich-diffuses Licht tauchen. HIM mit Ville ValoMit direkten Ansprachen an seine Fans hielt sich der Sänger vorerst zurück, ließ sein Publikum aber regelmäßig Passagen mitsingen, indem er das Mikro mit ausladender Armbewegung in Richtung Fans reckte. Das die sich als 100% textsicher erwiesen, dürfte da nur als logische Randnotiz gelten. Keinesfalls ohne Erwähnung darf aber das subtropische Klima im Täubchenthal bleiben. - Schmolz unter diesen Bedingungen, gepaart mit den Texten doch nicht nur die holde Weiblichkeit, sondern ebenso die zahlreich anwesenden Männer gerne dahin. HIM mit Ville ValoHochachtung an Ville, unter diesen Bedingungen ein Konzert gesangstechnisch auf Höchstniveau durchzustehen und dabei auch noch die Mütze aufzubehalten!
"Gesprächig" zeigte sich der Fronter dann gegen Ende des Konzerts hin. - Sprach sein Publikum in rollendem englisch-finnischen Akzent direkt an und bedankte sich für den großartigen Empfang hier in Leipzig. Mit dem sehr gefühlvollen „When Love and Death Embrace“ klang das Konzert, zart beleuchtet von den zwei rotierenden Discokugeln langsam aus. Als i-Tüpfelchen gab man den Fans in einer geforderten Zugabe mit  dem auch schon seit Ewigkeiten zum Repertoire gehörigen „Rebel Yell“-Idol-Cover noch einmal die Möglichkeit lautstark und gemeinsam die Textzeile „More, more, more!“ zu schmettern. - Ein besseres Statement hätten HIM zum Schluss nicht abgeben können. - Wir kommen wieder!
Während sich die glückliche Fanschar nun am finnischen Bier labte oder am Merchandise-Stand noch schnell die Gaderobe mit einem frischen Shirt ergänzte, startete die Band im Nightliner-Tourbus rasch in Richtung Warschau, zu ihrem direkt am Folgetag geplanten nächsten Gig.

Und noch etwas für die HIM-Fans: Im Interview mit einem Radiosender in Leipzig, hat Ville Valo die Planungen für ein neues Album bestätigt, welches dann mit einem Jahr arbeiten an dem Werk, Ende 2016 erscheinen könnte.

Setlist Leipzig 2015:
Buried Alive By Love
Poison Girl
The Kiss of DawnHIM mit Ville Valo
Pretending
Into the Night
Killing Loneliness
Scared to Death
Your Sweet 666
Join Me in Death
Bleed Well
In Joy and Sorrow
All Lips Go Blue
The Sacrament
Rip Out the Wings of a Butterfly
Gone With the Sin
Wicked Game (Chris Isaak Cover)
Heartkiller
Heartache Every Moment
Tears on Tape
Right Here in My Arms
The Funeral of Hearts
When Love and Death Embrace
Zugabe:
Rebel Yell (Billy Idol Cover)

alle Bilder vom Konzert: www.hell-zone.de/gallery/him-deutschlandshow-leipzig-2015

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