„DAS AMPHI FESTIVAL ZIEHT UM – WIR ZIEHEN MIT!“
25.07.2015 - 26.07.2015 AMPHI EVENTPARK Köln - LANXESS ARENA
mit VNV NATION ++ AND ONE ++ FRONT 242 ++ THE MISSION ++ OOMPH! ++S.P.O.C.K ++AGONOIZE ++ COMBICHRIST ++ THE BIRTHDAY MASSACRE ++ Henric de la Cour ++ DIARY OF DREAMS ++ DIORAMA ++ WELLE: ERDBALL ++ RABIA SORDA ++ X-RX ++ THE CREEPSHOW ++ DAS ICH ++ POKEMON REAKTOR ++ ZERAPHINE ++ SITD ++ THE CRÜXSHADOWS
DAS AMPHI FESTIVAL ZIEHT UM – WIR ZIEHEN MIT!“ So war das Motto der mittlerweile 11. Festivalauflage. Natürlich war der Besucherstamm darauf gespannt, wie sich der etablierte Event in die neue Location in und rundum der Lanxess Arena einfügen würde. Allerdings, wie mittlerweile hinreichend bekannt ist, hatte der Veranstalter am Samstag wetterbedingt mehr als Pech.
Eine amtliche Unwetterwarnung machte für Samstag sämtliche geplanten Außenaktivitäten zu Nichte, so dass die neuen Open Air Bühnen Green Stage und Orbit Stage sowie alle im Außenbereich platzierten Stände geschlossen blieben. Daher konzertierte sich das komplette Geschehen des ersten Festivaltages auf die Mainstage in der Indoor Location der Lanxess Arena. Sicherlich ist die Wahl einer so großen Konzerthalle für ein als Open Air Festival bekanntes Ereignis streitbar. Jedoch in diesem Fall hatte der Veranstalter ein wirklich glückliches Händchen bewiesen. Während sämtliche Großveranstaltungen im Umfeld abgesagt werden mussten, konnte das AMPHI FESTIVAL mit nur wenigen nennenswerten Einbußen am Samstag dank der riesigen Kapazitäten der Lanxess Arena stattfinden.
Für uns startete der Samstag mit RABIA SORDA und Erk Aicrag, der in Höchstform wie ein Derwisch über die große Bühne fegte. Der Zuspruch des Publikums war ihm sicher. Weiter im Text ging es mit den Horror Punks von THE OTHER, welche kurzfristig für Wesselsky eingesprungen sind und eine nette Abwechslung zum sonst eher electrolastigen Line Up boten. Gewohnt kletterfreudig und bunt zeigten sich THE CRÜXSHADOWS bevor dann mit dem extrem kurzen Set durch die Lokalmatadoren von [x] - Rx mal ein richtiges Electro-Brett vorgelegt wurde. Die Jungs können sich durchaus mit Acts wie FADERHEAD oder den frühen Anfängen von COMBICHRIST messen. Kompliment gilt der Band für die minutiöse Einhaltung des Zeitplanes.
Ein feuchtes Set in kompletter Länge durfte dann die Deutsch-Amerikanische Freundschaft auf die Bühne bringen. Es waren alle Hits aus der Bandgeschichte, wie „Der Mussolini“ oder „Der Räuber und der Prinz“ dabei und es floss wieder reichlich Mineralwasser über Gabi Delgados Körper. Ursprünglich sollte das Gig ja Teil der angekündigten Abschiedskonzertreihe sein, aber wie die Band bereits bekannt gegeben hat, wird es auch ohne Re-Union Show mit DAF sowie mit künftigen Live-Konzerten weitergehen.
Mit THE BIRTHDAY MASSACRE hatten die Veranstalter einen eher seltenen Act nach Deutschland geholt. Die Kanadier um Frontfrau Chibi überzeugten mit ihren monumentalen Rocksongs auf ganzer Linie.
Gewohnt blutig, anders als am Vortag auf der MS Rheinland, ging es bei AGONOIZE zur Sache. Zuvor wurde die Bühne nebst Graben mit Folie ausgelegt, was für die Fotografen zu einer ganz schönen Rutschpartie wurde. Wie immer dürstete es die AGONOIZE-Jünger nach dem großzügig vergossenen Kunstblut, wodurch uns dann bei den folgenden Konzerten immerzu die blutverschmierten Gesichter der Fans anlächelten. Ein bizarres Bild, was aber längst zur Routine geworden ist. Theatralischer und mit viel weniger Publikumszuspruch traten danach GOETHES ERBEN ihre Show an. Nun ja die Schnittmenge zwischen AGONOIZE- und GOETHES ERBEN Fans ist doch eher gering.
Unser persönlicher Headliner waren in diesem Jahr wieder einmal die EBM-Urväter von FRONT 242, welche ein spezielles Set - ganz ohne ihren Evergreen „Headhunter“ - vorbereitet hatten. Das Set startete mit „Commando Mix“ und „Punish your Machine“, was absolut ungewöhnlich ist. Erstens sind dies zwei Tracks in denen ausschließlich Richard 23 voller Inbrunst shoutet und zweitens ist „Punish Your Machine“ normalerweise der obligatorische Rausschmeißer. Nicht so an diesem Abend. Zudem hatten wir die Gelegenheit neben einer neuen Version von „Happiness“ erstmals eine Live-Version von „W.H.Y.I.W.Y.G“ zu erleben. Das viel zu kurze einstündige Set bot also endlich etwas Neues.
Nachdem AND ONE diesmal unter ihrem Klarnamen beim „CALL THE SHIP TO PORT“ ihr Old School Set präsentieren durften, konnte Steve Naghavi ein weiteres Mal seine Entertainerqualitäten unter Beweis stellen. Gemeinsam mit Joke Jay, Rick Sha und Nico Wieditz enterte er zu „An alle Krieger“ die Bühne. Natürlich konnte es sich Steve nicht nehmen lassen etwas zum Thema Locationwechsel anzumerken: O-Ton „Ich habe heute für 2.000 € das AMPHI FESTIVAL gekauft..., als Geschenk an euch habe ich veranlasst, dass das 12. AMPHI wieder im Tanzbrunnen stattfindet“. Sicher ist ein Locationwechsel für ein etabliertes Festival immer eine große Herausforderung, aber Fakt ist, ohne die Lanxess Arena wäre der erste Festivaltag komplett abgesagt worden. So mussten leider nur wenige Konzerte, wie die von Neuroticfish, Lebanon Hanover und Aeon Sable, ausfallen.
Die Fans der Ruhrpottelektroniker von [:SITD:] hatten da mehr Glück, da der Auftritt der Band am Sonntag in der Lanxess Arena um 10:30 nachgeholt werden konnte. Das Wetter war zudem am Sonntag deutlich besser geworden und es konnte DIORAMA mit einem fast headlinergleichen Publikum die große Green Stage eröffnen.
Bereits während des Auftritts von DIORAMA war klar, dass jetzt viel mehr die richtige Festivalstimmung aufkam, als am Vortag. Nachdem Stahlmann ihren neuen deutschen Härte-Sound in der Lanxess Arena auf die Masse los ließen, erwartete uns auf der Green Stage ein legendärer Auftritt von POKEMON REAKTOR. Die Pokies sind ja bereits dafür bekannt, dass sie Bühnen abreißen können und so rockten sie auch das AMPHI nieder.
Weiter ging es auf der Orbit Stage, der kleineren Open Air Bühne, mit Psychobilly von THE CREEPSHOW. Die Kanadier verstanden es im Handumdrehen mit ihrem Rock 'n' Roll Sound die Menge zu überzeugen.
In der UFO-förmigen Arena ging es dann endlich mit den schwedischen Synthie Pop Ikonen von S.P.O.C.K weiter. Klassiker wie „E.T. Phone Home“ oder „Never Trust A Glingon“ funktionieren heute immer noch so gut, wie vor 20 Jahren. Wir wünschen daher Frontmann Android und seine Mannen „Live Long And Prosper“.
Auch Stefan Ackermann und Bruno Kramm von DAS ICH durften die Main Stage bespielen. Die zahlreichen Fans freuten sich, dass Stefan nach seiner schweren Krankheit von Auftritt zu Auftritt wieder fitter zu werden scheint. Und so sprang er auch zu „Kain und Abel“ in den Bühnengraben und suchte den Kontakt zu den Fans. Etwas seichter ging es auf der Green Stage bei dem exklusiven Gig von ZERAPHINE zu. Bei dem in diesem Jahr einzigen Konzert von Sven Friedrich und seinen Mannen konzentrierten sich diese - mangels neuen Materials - auf die alt bewährten Hits.
Mit der Show von COMBICHRIST erwartete uns ein absolutes Rockhighlight. Es ist kaum zu glauben, dass eine Band, die so eine Arena rocken kann, immer noch durch kleine Clubs tingelt. Musikalisch enthielt das Set leider wenig Überraschendes. Auf der Green Stage ging es indes mit Welle:Erdball weiter. Leider setzte da schon der Regen ein, sodass wir uns bereits frühzeitig in Richtung Arena zu Oomph! begeben mussten.
Dero, Crap und Flux haben es zweifelsfrei selbst nach 25 Jahren immer noch drauf die Stage zu rocken. Eröffnet wurde das Konzert mit dem neuen Song „Alles aus Liebe“ von dem in dieser Woche erscheinenden neuen Longplayer „Xxv“. Auch mit ihren Klassikern, wie „Träumst du“ oder „Der Neue Gott“ liegt die Band niemals falsch.
Leider spielte mit Henric de la Cour unmittelbar parallel zu Oomph! ein weiterer wichtiger Act. Selbst die wenigen Momente der Show, welche wir erleben durften, zeigten welch große Emotionen dieser Ausnahmekünstler seinen Fans vermitteln kann.
Vollen Respekt für seine Show hat Wayne Hussey von THE MISSION verdient, der es sich trotz einer schweren Halsentzündung nicht nehmen ließ das Konzert gemeinsam mit zwei Co-Sängern zu bestreiten. Umso mehr war es schade, dass der Auftritt eines so großen Künstlers von der breiten Masse nicht mehr zu schätzen gewusst wird.
Von vielen herbei gesehnt wurde der Auftritt von DIARY OF DREAMS, dem Headliner auf der Green Stage. Und wie sollte es anders sein, selbst bei dem einsetzenden Regen hingen die Fans an Adrian Hates Lippen. Und wen wundert es da, dass die abschüssige Wiese vor der Bühne sehr gut gefüllt war.
Ein letztes Mal ging es dann zurück zur Main Stage in die Lanxess Arena und dort bot sich uns bei VNV NATION ein wirklich unvergleichbares Bild. Der Arena-Innenraum musste sogar wegen Überfüllung geschlossen werden. Schlussendlich konnte aber jeder Fan - dank der großzügigen Ränge – der grandiosen Show beiwohnen. Ronan Harris kommentierte seinen Eindruck mit den Worten, dass er schon immer wissen wollte, wie ein DEPECHE MODE-Konzert von der Bühne aussieht. Natürlich nutzte Ronan die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass es neben den Klassikkonzerten zum 20-jährigen Bandjubiläum noch ein CD Box namens „COMPENDIUM 1995-2015“ mit allen Tracks und Raritäten aus 20 Jahren geben wird. Mit Waving Hands zu den Future Pop Hymnen ging für uns das 11. und stürmische AMHPI FESTIVAL zu Ende.
Nach diesem Wochenende hat sich gezeigt, dass der neue Veranstaltungsort starke Vorteile, wie z.B. Wetterunabhängigkeit, perfekte Akustik sowie ausreichende sanitäre Einrichtungen bietet und wenn sich die Abläufe eingespielt haben, sollte dem Festival Feeling kein Hindernis im Weg stehen. Fest steht, das nächste AMPHI FESTIVAL wird am 23. und 24. Juli 2016 stattfinden und wir sind für euch bestimmt wieder dabei.