INTO DARKNESS FESTIVAL - Leipzig - Bericht
INTO DARKNESS - FESTIVAL
PAIN ++ MOONSPELL ++ SWALLOW THE SUN ++ LAKE OF TEARS
PAIN ++ MOONSPELL ++ SWALLOW THE SUN ++ LAKE OF TEARS
Leipzig - Club Hellraiser - 20.11.2012
Ein Minifestival mitten in der Woche könnte für den Veranstalter riskant sein. Nicht aber, wenn die Liste der auftretenden Bands so aussieht, wie beim INTO DARKNESS - Festival im Hellraiser in Leipzig, und wenn in Sachsen am nächsten Tag Feiertag ist. Auch viele Nichtsachsen konnten der Versuchung nicht widerstehen und trugen dazu bei, dass die Veranstaltung ansprechend besucht war.
Copyright Fotos: Michael Zabel / Detlef Fink
Mit den eher unbekannten SCAR OF THE SUN bekam der Untergrund der Metal-Szene seine Chance und es tummelten sich dabei schon erstaunlich viele interessierte Gäste vor der Bühne. Der Fünfer trat in klassischer Metal-Besetzung auf: Bass, 2 Gitarren, Drums und Sänger. Auch wenn Allerweltsmetal, handwerklich in guter Qualität mit Unterstützung der Festplatte und mit durchschnittlichem Gesang geboten wurde, passten die Griechen als Opener hervorragend zu diesem Abend. Auch den Anwesenden gefiel der 30-minütige Auftritt. SCAR OF THE SUN hatten ihre Chance genutzt. Es gab reichlich Beifall.
19:30 Uhr starteten LAKE OF TEARS (LOT) mit einem lustigen Bläserintro von der Festplatte ihr Programm. Leider geht es bei LOT live auch nicht ohne Festplatte. Das ist richtig schade, weil alle Cello- und Klavierpassagen, welche oftmals stilbestimmende Bestandteile der Kunst der Schweden sind, eben nur von dieser Festplatte beigesteuert werden. Es kommt richtig blöd, wenn das Solo des Cellos erklingt, und keiner es sieht. Doch genug gemeckert. Setlist LAKE OF TEARS - INTO DARKNESS 2012
TASTE OF HELL - ILLWILL (2012)
ILLWILL - ILLWILL (2012)
DEMON YOU / LIULY ANNE - FOREVER AUTUMN (1999)
RAVENLAND - HEADSTONES (1995)
THE GREYMEN - BLACK BRICK ROAD (2004)
BOOGIE BUBBLE - A CRIMSON COSMOS (1997)
SO FELL AUTUMN RAIN - FOREVER AUTUMN (1999)
HOUSE OF THE SETTING SUN - ILLWILL (2012)
CRAZYMAN - BLACK BRICK ROAD (2004) Das Konzert bot musikalisch und emotional eine ganze Menge Positives, soweit emotional glasklar positiv bei LOT überhaupt möglich ist. Ihre Musik ist besonders von CD größtenteils unterschwellig immer traurig angelegt, meist aber so gestrickt, dass der Hörer zum Schluss optimistisch gestimmt die Kopfhörer abnehmen kann. Live wird strammer agiert. Traurigkeit ist da nur ganz weit hinten zu spüren. Sie wird trotzig überrockt oder einfach nieder gemetalt. LOT erzeugen die größte Wirkung, wenn ihre Werke leicht doomen und die Songs sich durch das Repertoire schleppen. Auf diese Art wurden heute einige Nummern geboten. Handwerklich gab es beim Auftritt im Hellraiser nichts auszusetzen. Besonders ist in diesem Zusammenhang der für die Tour gemietete Gitarrist zu erwähnen. Er bekam Freiräume für Soli, die spieltechnisch nur bedingt besonders waren, doch die bekannten Titel wegen ihrer nicht von der LOT- Produktion beeinflussten Spielart in diesen Momenten sehr anders wirken ließen. Fast jede der heute gespielten 9 Nummern hatte dann diese Momente. Das war beeindruckend! Nur leider viel zu kurz.
SWALLOW THE SUN bevölkerten während eines tief traurigen Intros mit Volksliedcharakter danach die Bühne. Die sechs Finnen frönen auch der breiter angelegten Spielart des Metals. Dabei ist die Musik irgendwie gewaltig, obwohl für den Nichtkenner die Titel in den Songstrukturen äußerst ähnlich sind und die einzelnen Titel nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Immer wieder werden die breiten Soundflächen durch Breaks und Synkopen unterbrochen und machen dadurch das Gehörte interessanter. Im Ohr hängen bleibt leider trotzdem nichts. Doch die sehr epische Musik ist allemal unterhaltsam, vorausgesetzt man steht auf Grunts. Diese Vokalbeiträge kontrapunktieren die Musik bis auf wenige klar gesungene Passagen immer. Was der Sänger ablieferte, war genretypisch und deshalb auch Geschmackssache. Für mich war der Auftritt o.k. und 45 Minuten reichten vollkommen. Es war weiterhin ein Blick über den musikalischen Tellerrand mit der Erkenntnis: Das ist nicht meine Musik. MOONSPELL waren Co-Headliner. Zum Glück hatte ich keine Erwartungen an die Portugiesen. Zu oft wurde ich schon von ihnen in den letzten Jahren enttäuscht. Warum sollte es heute anders sein? Wieder zeigten sich die Mannen um den Sänger Fernando Ribeiro als Lobbyisten der Gilde der Gehörgeräteakustiker. Was die Band abliefert, war auch heute wieder einfach nur versuchte Körperverletzung durch Lautstärke. So etwas Hirnverbranntes! Da wird die eigene Kunst, die auf CD absolut attraktiv daher kommt, kaputt gebrüllt und geschwurbelt, bis für den Hörer nur schwer zu definierende Geräuschclustern übrig bleiben. Für mich ist schwer vorstellbar, dass auch nur einer der Anwesenden diesen Vortrag irgendwie als musikalischen Genuss erlebte. Wer keinen Gehörschutz trug, wie ich während der ersten 2-3 Nummern, hatte nach kurzer Zeit nur noch ein undefiniertes Wabern in den Ohren. Wer Gehörschutz trug, wie ich nach den ersten 2-3 Nummern, konnte nur begrenzt in den Genuss des vollen Frequenzumfanges gelangen. Unabhängig davon, wie man nun dem Konzert gehörtechnisch folgte, waren die Schwingungen in den inneren Organen mehr als nur unangenehm zu spüren. Eine Wertung der musikalischen Leistung ist unmöglich. Dass Metal laut sein soll (muss), wird niemand anzweifeln. Doch es gibt ihn, den Unterschied zwischen laut und laut.
Das was MOONSPELL zelebrierten war einfach nur gesundheitsschädlicher Lärm, der auch als künstlerisches Mittel der Präsentation nicht zu akzeptieren ist. Nach einer Frage am Mischpult wurde durch den Tontechniker bestätigt: Diese Lautstärke war von MOONSPELL genau so gewollt! Bei PAIN zeigte sich, dass weniger oft mehr ist. Natürlich waren sie nicht leise! Ab 22:58 Uhr lärmten sie los, und es war ein Genuss. Peter Tägtgren in der Zwangsjacke, er ist eigentlich PAIN und verstärkt sich nur für Konzerte mit Instrumentalisten (seit Jahren immer wieder mit den selben), eröffnete das Konzert gleich mit einem Oberhammer des Projektes. SAME OLD SONG als Opener, das weckte Erwartungen. Und diese wurden so erfüllt, wie es in der Spielzeit möglich war. Wer sich auskennt, für den spricht die Set-Liste vom Konzert für sich.
Setlist PAIN 20. NOVEMBER 2012 HELLRAISER LEIPZIG
SAME OLD SONG - DANCING WITH THE DEAD (2004)
I'M GOING IN - CYNIC PARADISE (2008)
WALKING ON GLAS - PSALMS OF EXTINCTION (2007)
ZOMBIE SLAM - PSALMS OF EXTINCTION (2007)
DIRTY WOMAN - YOU ONLY LIVE TWICE (2011)
MONKEY BUSINESS - CYNIC PARADISE (2008)
THE GREAT PRETENDERE - YOU ONLY LIVE TWICE (2011)
DARK FIELDS OF PAIN - 542 139 - 2 REBIRTH (1999)
IT'S ONLY THEM - NOTHING REMAINS THE SAME (2002)
LET ME OUT - YOU ONLY LIVE TWICE (2011)
ON & ON - 542 139 - 2 REBIRTH (1999)
SHUT YOUR MOUTH - NOTHING REMAINS THE SAME (2002)
BYE / DIE - DANCING WITH THE DEAD (2004) Für die anderen nur so viel: Das Quartett aus Schweden spielt Titel von allen sechs PAIN - Studioalben. Darüber zu diskutieren, was anders hätte sein können, ist spekulativ und vor allem subjektiv. Das, was geboten wurde, war hervorragend. Andere Titel hätten höchstens gleichwertig, keinesfalls besser sein können. Die Stimmung war mit dem Opener auf dem Höhepunkt und blieb dort bis zum letzten Ton des Konzertes. Dieser Ton stammte von der nicht geplanten Zugabe BYE / DIE. (Der Titel steht nicht auf der offiziellen Set-Liste, die den Musikern auf der Bühne vorlag.)
I DID IT MY WAY – von Frank Sinatra war der finale Rausschmeißer des Abends, der dann von der Festplatte kam. Die Titelzeile war, anders als der Song selbst, sogar passend. PAIN machten und machen ihr Ding – hervorragenden, unbedingt eigenständigen und oft massenkompatiblen Heavy Metal mit satter PC-Unterstützung. PAIN darf man kennen.