THE CRÜXSHADOWS - Mannheim 2012
THE CRÜXSHADOWS
"Dark Halo"- Tour 2012
Support: Goldkint
Mannheim - Alte Sattlerei - 08.08.2012
Eine Electrowave-Band aus dem Umfeld der schwarzen Szene, die schon in 26 Ländern gespielt hat und nebenbei die erste, die überhaupt in China auftreten durfte?
Das können ja eigentlich nur die Crüxshadows sein. Obwohl die Band, die 1992 gegründet wurde, ihre Wurzeln in Florida hat, so stammt doch der größte Teil ihrer Fanbasis überwiegend aus Europa, wo Sänger Rogue und seine Mitstreiter schon lange einen echten Kultstatus innehaben.
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Copyright Fotos: Kai Bimber
Auch wenn ihre Kritiker viele der Outputs und Erfolge der Band als seltsam abkanzeln und den Erfolg als unverdient bezeichnen, so sprechen über 14 Tonträger-Outputs und Auftritte mit Größen wie The Cure oder Björk wohl eine deutlichere Sprache. Dieser Tage erscheint die neue CD der Crüxshadows, nämlich „As The Dark Against My Halo“, was CRX endlich wieder zum Anlass nahmen auf Tour zu gehen – eine Tour, die sie nicht nur auf das 2012er Amphi Festival führte, sondern unter anderem auch in die Mannheimer Alte Seilerei. Dabei begann der Tag doch sehr „unschwarz“: Strahlender Sonnenschein, warmes Wetter – nicht gerade die klimatischen Bedingungen, die man mit einem Gothic-Konzert verbinden würde.
Zu Einlass hatte sich eine noch sehr überschaubare Anzahl Schwarzvolk in der Alten Seilerei versammelt, um auch die Vorgruppe der Crüxshadows mitzuerleben. Diese Rolle hatten GOLDKINT inne. Goldkint sind das Electropop-Projekt von Sängerin Jana Goldkint und Soundtüftler Lübke, das 2010 in Hannover ins Leben gerufen wurde. Die charismatische Sängerin (die übrigens in einem pinkfarbenen Snoop-Doog-Shirt und barfüßig auftrat, was während „Pirat“ noch durch eine Augenklappe ergänzt wurde) ließ sich von den zunächst eher verhaltenen Reaktionen des Publikums nicht irritieren, und legte einen sehr sympathischen Auftritt mit verträumten bis frechen Electropop-Nummern im Stil der 80er Jahre hin, und im Laufe der Performance schafften es Songs wie „Mein Roboter“, „Pirat“, „Kopfkino“, „Paris“, „Labyrinth“ oder „Fehlfunktion“ das Publikum durchaus aufzutauen, und man konnte durchaus mehr als nur einen Besucher beim Tanzen beobachten. Durchaus ein gelungener Auftritt einer charmanten jungen Band, der auch Lust auf mehr macht – und der Goldkint sicher auch den einen oder anderen neuen Fan verschafft hat. Und nach einer kurzen Pause war es dann auch so weit für den Auftritt der legendären THE CRÜXSHADOWS. Gab es bereits ersten Jubel beim Intro „And I Believe“, so verwandelte sich das Publikum bei den ersten Tönen des Songs „Valkyrie“ (der unglaublich einprägsame titelgebende Hit der gleichnamigen EP und ein idealer Opener) in einen wahren Hexenkessel der Begeisterung und des Applauses, was der bezaubernden JoHanna Moresco (Violine), Rogue (Vocals), Mike Perez (Gitarre), David Wood (Violine), Jen Jawidzik (Keyboards) und den Tänzerinnen Jessica Lackey und Jenne Vermes auch direkt sichtlich Spaß an ihrer Performance bereitete.
CRX zeigten sich dabei auch gewohnt publikumsnah: Der flippige Rogue nahm sich immer wieder im Laufe seiner temporeichen Performance die Zeit, mit den Fans in der ersten Reihe auf Tuchfühlung zu gehen, Blickkontakt aufzunehmen und Hände zu schütteln.
Auch kam er wieder seiner Spezialität nach: berühmt-berüchtigt dafür, dank der Freiheit, die ihm sein Headset-Mikro bietet, an den Bühnenaufbauten emporzuklettern und auch schon mal mehrere Liedstrophen in luftiger Höhe zum Besten zu geben, verbrachte er einen Gutteil eines der Opener-Songs mehr oder weniger unter der Decke der Alten Seilerei.
Bereits nach wenigen Songs war das Publikum – aber auch die Band – auf Hochtouren, und trotz geradezu subtropischer Temperaturen in der Halle (was übrigens auch Rogue, das Publikum bemitleidend, selbst kommentierte) erreichte die Stimmung ein wahnsinnig gutes Level, das sich über die ganze Länge des Auftritts nicht nur hielt, sondern eher stetig weiter und weiter stieg.
Fürs Auge wurde natürlich auch wieder einiges geboten, und so gab es nicht nur für die Damenwelt Rogues Eskapaden zu bestaunen, nein, auch JoHanna war wie üblich wieder ein absoluter Blickfang und die eigens für jeden Song einstudierte Choreografie von Jessica und Jenne war absolut sehenswert. Für gutgelaunte Rockerposen hingegen war Mike stets zu haben, und auch David zeigte sich bewegungsfreudig und verließ des öfteren sein Podest am linken Bühnenrand. Lediglich Jen war entsprechend ihres Instruments die meiste Zeit an selbiges gebunden. Der vorübergehende Höhepunkt der guten Laune war erreicht, als Rogue bei "Quicksilver" kurzerhand die Bühne verließ, um singend mit dem Publikum vor der Bühne mit zu feiern. Mit einem Barhocker bewaffnet bewegte er sich durch den Saal, bezog alle paar Meter stehend eine erhöhte Position und ermöglichte so jedem Fan bis in die hinteren Reihen beste Sicht. Auch die Bar wurde dabei mit einbezogen.
Und all dies gab es schon während des ersten Blocks des Konzerts, bestehend aus dem "Intro", "Valkyrie", "Halo", "Quicksilver", "Invisible", "Sophia", "Angelus Everlasting" und "Burning" – eine Performance, die andere Bands nicht einmal über ein komplette Set unterzubringen schaffen.
Nun war eine kurze Vorstellung der Bandmitglieder angesagt (übrigens auf Deutsch – da hat wohl jemand heimlich geübt?), gefolgt von "Sleepless", der vollendeten Mitsing-Nummer "Winterborn" und "Birthday" – innerhalb dieses Blocks ist noch hervorzuheben, dass Jenne und Jessica sich kurzzeitig Vertretung aus dem Publikum auf die Bühne holten und später eine Art energiegeladenen Schleiertanz (ich nutze diesen Begriff in Ermangelung eines Besseren) hinlegten. Auch eine Zugabe wurde natürlich gespielt, und schon bei den ersten Noten von "Deception" kochte die Stimmung trotz der Hitze ordentlich hoch. Auf "Deception" folgte DIE Mitsing- und Gänsehaut-Nummer der Crüxshadows schlechthin: "Marilyn. My. Bitterness". Und die Menschenmenge zeigte nochmal richtig was in ihr steckt: nicht nur dass jeder, aber auch jeder der Anwesenden diesen Song lauthals mitsang, nein, die Floridaner sprengten an dieser Stelle endgültig die Grenze zwischen Livekonzert und einer Party und holten so viele Zuschauer zum Feiern zu sich auf die Bühne wie nur darauf passten – bevor sie dann viel, viel zu früh ihren Auftritt beendeten.
Doch für eine Band wie die Crüxshadows ist damit ein Auftritt noch lange nicht beendet: Es dauerte keine zehn Minuten, da konnte man den einzelnen Bandmitgliedern noch in der Halle begegnen, wo sie sich – allen voran Rogue und JoHanna – Zeit für absolut jeden Fan nahmen, der ein Foto, ein Autogramm oder auch einfach nur Hallo sagen wollte. Ein beispielloser Akt an Fannähe, von dem sich so mancher internationaler, aber auch nationale Act eine gewaltige Scheibe abschneiden könnte.
Abschließend würde ich sagen dass es wohl keiner der Anwesenden bereut haben wird, dieses Konzert besucht zu haben – ich würde sogar so weit gehen, es wegen der genialen Stimmung, der temporeichen Show und der tollen Songauswahl (und ich prophezeie dass „As The Dark Against My Halo“ sich als genau das entpuppen wird was Rogue dazu zu sagen hatte: „One of our best albums ever“ ) zu einem meiner bisherigen Höhepunkte des Jahres zu bezeichnen.