2. E-ONLY FESTIVAL - Leipzig Bericht 2012
DANCE OR DIE ++ PAINBASTARD ++ PATENBRIGADE: WOLFF ++ DEVIANT UK
Leipzig - Werk 2 Halle 5 - 04.02.2012
Die noch junge Tradition der E-ONLY Festivals hat sich der elektronischen Musik in Reinkultur verschrieben. Wir waren für euch bei der zweiten Ausgabe dieser neuen Veranstaltungsreihe in der Halle 5 des Leipziger Werk II vor Ort....
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Copyright Fotos: Talecs - Alexander Jung
Die undankbare Aufgabe des Openers beim 2. E-ONLY FESTIVAL wurde DEVIANT UK übertragen. Ungeachtet der noch nicht so zahlreich Anwesenden zogen Jay Smith und seine zwei musikalischen Assistenten ihr Ding durch, als ob die Halle 5 gerammelt voll gewesen wäre.
Anders noch, als beim NCN im Jahr 2007 präsentierten sich DEVIANT UK nicht mehr in der klassischen Bühnenformation des Elektro - Sänger plus 1 oder 2 Männer oder Frauen an den magischen Kisten. Heute begleitete ein echter Drummer und ein Hingucker von Dame an den Tasten Mastermind Jay Smith. Schade nur für viele der anwesenden Herren im Auditorium, dass sich die Dame so wenig bewegte. So blieb das gefährlich weit oben im Dekolletee Präsentierte da, wo es sein sollte.
Musikalisch überraschten DEVIANT UK ihre Fans an diesem Abend. Es war zwar immer noch Future–Pop, der geboten wurde, aber mit einigen Härtegraden mehr. Vier Titel vom aktuellen Album VERY.BAD.THINGS, waren beredter Beweis für diese Feststellung. Aufgefüllt wurde das leider zu kurze Set mit "Raptured Saints" vom Album BARBED WIRE STAR und mit "Timekiller", einem im hervorragenden Stil von DEVIANT UK angepasstem Cover des PROJECT PITCHFORK - Klassikers.
Vom Bekanntheitsgrad her hat es für ein längeres Konzert am heutigen Abend leider nicht gereicht. Ganz anders als in ihrer Heimat England, wo sie in einer Liga mit VNV NATION spielen, kennen in unseren Landen nur Eingeweihte dieses Projekt. Das sollte sich schnellstens ändern! Setliste DEVIANT UK 1. Wreckhead
2. You Know My Name
3. Raptured Saints
4. Timekiller
5. My Black Heart
6. You Will Burn
2. You Know My Name
3. Raptured Saints
4. Timekiller
5. My Black Heart
6. You Will Burn
Mit ein paar Warnbaken und Absperrband wurde dann in kurzer Zeit die kleine Bühne der Halle 5 zur Baustelle umgerüstet und die PATENBRIGADE: WOLFF, heute in großer Besetzung, konnte mit ihrer Feierabendarbeit beginnen. Solch eine Patenbrigade hätte sich wohl jeder Schüler einer Polytechnischen Oberschule der DDR gewünscht. Eine Brigade die Spaß daran hat, ihre Schüler zu unterhalten und sie nicht spüren zu lassen, dass es eine Pflichtveranstaltung ist. Und man konnte etwas lernen, als Bürger der gebrauchten Bundesländer sowieso.
Eingepackt in die verschiedensten Spielarten populärer Musik konnte man Anleihen von KRAFTWERK ausmachen, EBM und Synthi-Pop waren spürbar. Mit großem Spaßfaktor wie z.B. bei "Der Brigadier trinkt Bier" lässt die PATENBRIGADE: WOLFF sehr tanzbares Material mit deutschen Texten auf das willige Volk los.
Bei allem musikalischen Frohsinn und den manchmal so lockeren Texten ihres meist treibenden Minimal-Elektros erkennt man, geschickt umgesetzt mit historischen Videosequenzen und mit Sprachsamples aus Reden von ehemaligen Politikern der DDR, eine wohl durchdachte Hintergründigkeit. So ganz nebenbei kommt man in den Genuss einer nicht bierernsten aber keinesfalls veralbernden Vergangenheitsbeschreibung. PATENBRIGADE: WOLFF sind ganz bewusst eine Formation aus dem Osten dieser Republik. Richtig rund machte das Konzert die Clubatmosphäre, die in der Halle 5 herrschte. Hier kamen die Lichtspielereien und die Videoprojektionen aus der Konserve und einer Live-Kamera bedeutend besser zur Geltung, als bei Open Air-veranstaltungen im Sonnenschein. Beim letzten Titel, der nicht wirklich vom Publikum geforderten, aber begeistert angenommenen Zugaben gab sich Alex P. von PAINBASTARD die Ehre. Setliste PATENBRIGADE: WOLFF 1. Die Ungenauigkeit
2. Stalinallee
3. Feind Hört Mit
4. Das Kraftfeld
5. Fehler 404
6. Unfall Ohne Folgen
7. Mauerradio
8. Aussetzbetrieb
9. Führer WC
10. Der Brigadier Trinkt Bier
11. SPU
12. Demokratischer Sektor
13. Abrissbude
14. Ostberliner Bauarbeiter
15. Schusswechsel
2. Stalinallee
3. Feind Hört Mit
4. Das Kraftfeld
5. Fehler 404
6. Unfall Ohne Folgen
7. Mauerradio
8. Aussetzbetrieb
9. Führer WC
10. Der Brigadier Trinkt Bier
11. SPU
12. Demokratischer Sektor
13. Abrissbude
14. Ostberliner Bauarbeiter
15. Schusswechsel
PAINBASTARD – der Name ist Programm! Sie sind sich und ihrer Auffassung der Interpretation von Musik mit elektronischen Mitteln über die Jahre erfolgreich treu geblieben. Wer auf elektronisch verzerrte, gebrüllte Vocals steht, seine Befriedigung bei fett programmierten Drums mit treibenden Rhythmen ohne warme Emotionen findet, ist bei Alex P. am Mikro und seinem Partner an den Zauberkästen sehr gut aufgehoben. Und genau solch ein Fan sollte besser die Qualität des Auftritts einschätzen und bewerten. Jedem Anderen fehlt die faire Einstellung und das Verständnis für diese Art der Kunst. Der musikalische Ansatz von DANCE OR DIE ist da ein ganz anderer. Hier sind Melodien wichtig und Gerrie Wagner kann singen. Es fing auch alles wie erwartet an. Obwohl das sehr pathetische Gehabe des Fronters mit den immerwährend starren Augen und das unbeholfene lindenbergartige Getanze nicht nur einmal irgendwie albern wirkte, wussten DANCE OR DIE musikalisch absolut zu gefallen.
Das Trio überzeugte mit tanzbarem, klar strukturiertem Elektro Dark Wave aus alten und aktuellen Tagen. Die Idee vom Call and Answer, Gerrie gab den Refrain vor und die zwei Leute an den Tasten antworteten, funktionierte hervorragend. Aber eben nur so lange, wie der Protagonist mit dem Publikum zufrieden war. Das war er aber nicht lange.
Es gab zu wenig Action vor der Bühne. Die Leute bewegten sich seiner Meinung nach zu wenig und er sah sich veranlasst, schon nach dem zweiten Titel die Leute vor der Bühne mit den Worten: „Nun tanzt doch mal!“ zwanghaft zu motivieren. Doch der mündige Bürger zuckte eher nicht. Als dann nach ca. 25 Minuten fast befehlend der Satz fiel: „Bewegt euch, wir sind doch DANCE OR DIE!“, war es für so manchen genug mit der Bevormundung. TANZ ODER STIRB – kaum jemand wollte aber tanzen und sterben wollte man schon gar nicht. Da verließ man lieber den Saal. Zugegeben, den Satz könnte man recht vielseitig interpretieren. Auch bei der Interaktion mit dem Publikum macht der Ton die Musik, und der Ton war nicht immer angemessen.
Eine Band, die seit 1989 mehr oder weniger existiert, sollte eine Situation wie diese, besser einschätzen können. Das Konzert in der Halle 5 im Werk II lief doch hervorragend. Es waren viele Leute vor der Bühne, die DANCE OR DIE erleben wollten. Selbst zu ihren Glanzzeiten konnten DANCE OR DIE nicht immer Jubelstürme und ausrastende Fans vor der Bühne erwarten. Vielleicht hätten ein paar Drinks weniger vor dem Konzert den Blick auf die Realität klarer erscheinen lassen. Die Peinlichkeit des Auftritts schadet vielleicht DANCE OR DIE, nicht aber dem Konzept vom E-ONLY FESTIVAL! Es wäre schön, wenn dieses Minifestival weiter bestehen würde. Wie man so hört, ist für Ende des Jahres ein weiteres E-ONLY geplant. Mit etwas mehr Werbung für dieses Kleinod von Festival, wären dann vielleicht auch mehr Fans vor Ort, was die Veranstaltung unbedingt verdient hat! Mit mehr Gästen wären dann die Preise für die Garderobe vielleicht auch seriös. 2 Euro für eine Jacke ist schon sehr fett!
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