VNV NATION - NOIRE - Mit tiefer Schwermut tanzend auf den Abgrund zu
Der neue Long Player erscheint vier Jahre nach dem letzten regulären Studioalbum ( unser News-Artikel dazu ). Wie sich das namentlich dunkle NOIRE sich schlägt, lest ihr hier. Das Album ist als Digipack & als Limited Edition Boxset (777 Kopien) erhältlich. Ende Oktober folgt dann eine Doppel-Vinyl Ausgabe.
Veröffentlichung: 12.10.2018
Label: Anachron Sounds (Soulfood)
„Abgeliefert“ – diese Zeile war von Fans in den Sozialen Medien als spontane Reaktion auf "Noire" zu lesen. Und dieses Schlagwort trifft es aus unserer Sicht im besten Sinne. Als einer der ganz Wenigen ist Ronan Harris auf dem weiten Felde des in den 1990er Jahren entstandenen Future Pop-Genres noch immer da und beständig präsent. Gern erinnert man sich in dem Moment noch an die Konkurrenz mit Apoptygma Berzerk die nie wirklich eine war. Mastermind Harris ist der alleinige Taktgeber, nachdem das langjährige Mitglied und Livedrummer Mark Jackson im Vorjahr austieg. Auf "Noire" erfindet sich VNV Nation keineswegs neu, man bleibt auf sicheren Pfaden und so knüpft es einfach an den Vorgänger „Transnational“ an. Zum Konzept des Erfolgs gehört schon immer die Prise Future-Pop, dazu mindestens seit Transnational eine Quäntchen Klassik, sowie ganz viel Weltenschmerz. Dies alles schön düster angehaucht und in elektronische Klänge getaucht gepaart mit Ronans markanter Stimme, als roter Faden durch das Album hindurch, gekrönt.
Den Fans gefällt es, sie reagieren euphorisch - na bitte, alles richtig gemacht! Das Album beginnt mit „A Million“ äußerst beeindruckend und transportiert mit Musik und Text (auf den man bewusst achten sollte!) eine tiefe Schwermut. „I endure, I resist what's killing me. An image invoked like a visage of hell“ heißt es da zum Beispiel. Mit "Armour“ wird dies in etwas schnellerem Tempo fortgesetzt, bevor es mit "God of all“ richtig tanzbar wird. Die depressive Grundstimmung bleibt erhalten, davon zeugen Textzeilen wie „God of all, you broke my heart … The line, the line is broken … To eternity, to fate, until the end“.
Als Cut kommt „Nocturne No. 7“. So manch Einer würde es als Lückenfüller bezeichnen, doch spätestens seit in Ronan eine Liebe zur klassischen Musik mit dem Event GOTHIK MEETS KLASSIK und anschließend dem Orchester-Werk „Resonance“ entflammte, ist dieses Klavierstück (Frédéric Chopin) als Ode zu verstehen. Mit „Collide“ kommt eine lupenreine Ballade. Die Fans werden sich bei den künftigen Konzerten selig in den Armen liegen und Feuerzeuge (oh nein Smartphones) schwenken.
Fast beschwingt und erlösend gefallen dem Hörer dann die Klänge von „Wonders“ und man atmet befreit auf. „Running forward .. Hope and wonder .. Laugh and fall“.
„Immersed“ und „Lights go out“ sind Stücke wie man sie so und ähnlich schon von VNV Nation gehört hat - ausgelegt für die Clubs und mit leichtem EBM-Einschlag.
Die nach einem Instrumental folgende Vorab-Single „When is the future“ ist allerdings DIE tanzflächentaugliche Club-Singalong-Perle schlechthin und kann problemlos in Endlosschleife laufen! „Only Satellites“ knüpft sehr gut daran an.
„All our sins“ fungiert, nach einem weiteren Instrumental, als der finale Rausschmeißer, wirkt als Abschluß auffordernd und anklagend zugleich.
Nach den 13 Stücken endet das Werk, welches unsere volle Kaufempfehlung erhält!
Ein positiv gestimmtes Album klingt anders, doch ist es genau SO gewollt und verfehlt seine Tiefenwirkung nicht.
Trackliste NOIRE:
01. A Million
02. Armour
03. God of All
04. Nocturne No. 7
05. Collide
06. Wonders
07. Immersed
08. Lights go out (instrumental)
09. Guiding
10. When is the Future
11. Only Satellites
12. Requiem for Wires (instrumental)
13. All our Sins
Photocredits: Franz Schepers