SILLY - Kopf an Kopf
VÖ - Termin: März 2013
Info: Vorsicht ..., einfach zu silly
SILLY - Kopf an Kopf |
Entscheidend für die Wirkung einer Band auf das Publikum ist zumindest im Bereich der klassischen Rock- , Metal- und Gothic - Szene neben einem anzustrebenden ganz eigenen Musizierstil unbedingt die Stimme am Solomikrofon. Wechselt diese Stimme, aus welchen Gründen auch immer, hat das nicht selten Auswirkungen auf die Außenwirkung der gesamten Band, den Musizierstil der Band und das Verhalten der Fans. Ganz aktuell zeigt ein solcher Wechsel am Mikro, wenn auch mit einer zeitlichen Verzögerung von 3 Jahren, bei den Rockveteranen von SILLY seine Wirkung.
Nach dem frühen Tod von Tamara Danz wollte und konnte man sich viele Jahre lang nicht für eine Fortsetzung der Karriere der Band mit neuer Sängerin entscheiden. Durch glückliche Umstände fand man Anna Loos, deren Stimme oftmals ganz nah bei der von Tamara ist, trotzdem aber keine schnöde Kopie darstellt. Mit dem Album ALLES ROT lieferte man 2010 ein SILLY-Album ab, welches eindeutig als ein solches durchging, aber kein „weiter wie gehabt“ darstellte. Die Einflüsse der Neuen waren hör- und fühlbar. Doch es war noch SILLY, es war noch Rock. Nun im Jahr 2013 ein neues Album. Doch Vorsicht liebe Fans der Formation, die sich auf ihrem ersten Album 1981 noch FAMILIE SILLY nannten! 2013 ist es nicht SILLY, wie es der geneigte Fan wohl erwartet. Das sind eher Anna Loos und die Musiker von SILLY. Mit dem Album KOPF AN KOPF liegt unbestritten ein geschmeidiges, künstlerisch und handwerklich gut gemachtes Album vor, was wenn überhaupt über seine Texte wirkt, dem leider aber größtenteils musikalisch der Druck fehlt und auf dem ich den spröden Charme vergangener Zeiten vermisse. Es ist einfach kein zünftiges SILLY-Album. Dazu fehlen die verhaltenen Rocknummern der Danz-Ära a la BYE BYE, BATAILLON D’AMOUR, SCHLOHWEISSER TAG oder PARADIESVÖGEL, an denen sich eine Band wie SILLY aber nun einfach messen lassen muss. KOPF AN KOPF strotzt nur so von eher belanglosen, beliebigen Liedchen, musikalisch und textlich. Das geht los mit "KOPF AN KOPF", "DEIN ATLANTIS", "LOTOS" über "VERKEHRTE WELT", "WO FANG ICH AN", "IM KREIS" bis "OHNE DICH". Der Stil der Interpretation erinnert dabei nicht nur einmal an JULI oder SILBERMOND. "DEINE STÄRKEN" hätte auch von ANNETT LUISAN stammen können und "LOTOS" lässt in Ansätzen an ZWEIRAUMWOHNUNG denken.
Wenn Titel des Albums dann doch einen leichten Anstrich von SILLY haben, ich denke da an "BLUTGESCHWISTER", "VATERLAND", "DIE WELT WIRD HELL SEIN", "SPRING" oder "IM SEE", sind diese dann allerdings überhaupt nicht hitverdächtig. Auf älteren Alben hätten sie ihren Platz haben können, ohne aber auch dort besonders auffallen zu können. Nichts gegen die Texte von ANNA LOOS, doch auffällig ist, dass mir besonders die Titel positiv auffielen, für die WERNER KARMA die Texte verfasste (VATERLAND, DIE WELT WIRD HELL SEIN, IM SEE). Auch der Text von TAMARA DANZ in "BLINDER PASSAGIER" sticht hervor.
Nicht, weil ich solche "schwere" Kost wie JULI oder SILBERMOND sonst nicht höre, kann ich diesem vollzogenen Stilwechsel von SILLY nicht folgen. KOPF AN KOPF befremdet und verstört einfach den Uraltfan, stößt ihn vor den Kopf. Ob SILLY mit diesem Output alte Fans begeistern oder neue Fans gewinnen können, erscheint mir höchst fraglich. Wer braucht zu den oben genannten Bands noch eine gleichartige? Gut vorstellbar dagegen ist, dass nun alte Fans von der Fahne gehen, denn im Konzert ist es ja nicht unüblich, vorrangig das neue Material zu promoten. Und nur für die Zugaben, höchstwahrscheinlich bestehend aus einigen Hits aus der vergangenen Schaffensperiode, besucht man eher kein Konzert. Also Leute, Vorsicht! Unbedingt vorher reinhören! Vor einem Blindkauf kann nur ausdrücklich gewarnt werden. Und dann …. ? Eure Entscheidung!
Mir ist die Entscheidung von SILLY, die Band mit Anna Loos in die beschriebene Richtung zu entwickeln, einfach zu silly.
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