Interview mit Daniel Myer (HAUJOBB) 01. April 2005
Interview mit Daniel Myer (HAUJOBB) 01. April 2005
Am Freitag den 1. April trafen sich Bea und Claudi von Hell-Zone.de mit Daniel Myer in der Leipziger Moritzbastei, um nun nach langen Terminfindungsproblemen ein Interview mit ihm führen zu können. Pünktlich auf die Sekunde kam Daniel angetrottet und gesellte sich zu uns. Nachdem alle noch was zu trinken bestellt hatten (Daniel bestellte Latte Macchiato mit Karamell-Aroma), konnte es ohne Umschweife losgehen. |
Hell-Zone:
Wie und wann kamst du das erste Mal mit Musik in Kontakt?
Daniel Myer:
Bei Muddi. Die hörte auf einem Tapeabspielgerät immer die Rolling Stones, Smokie und was eben so in den 70ern in war. Und ich habe Triangel in der Schule gespielt.
HZ:
Was machst du musikalisch, außer HAUJOBB?
D.M.:
Momentan bin ich am meisten als Produzent für eine Newcomerband beschäftigt. Nächste Woche Freitag ist hier in der Moritzbastei ein DESTROID-Konzert. Wir bereiten Sachen für Haujobbs Liveperformance auf. Wir werden mit Haujobb beim WGT am Montag auftreten. Die Arbeit bei Haujobb gestaltet sich etwas schwierig, da mein Kollege Dejan Samardzic, in Bielefeld lebt. "Architect" erscheint bei Antzen Hymen. Bei HMB arbeite ich mit der Sängerin von Claire Voyant zusammen. Wir haben schon eine CD und eine Maxi raus gebracht, aber es sind auch schon neue Sachen in Planung. Dann mache ich noch Musik für Videospiele z. B. für Tao Feng (X-Box Spiel). Und Musik für Pornos, was an sich die Haupteinnahmequelle ist. Dazu kommen noch Drum `n Bass Projekte und Old School Dinger, wie mein neues Projekt "Liebknecht" .
HZ:
Mit wem arbeitest du zusammen?
D.M.:
Bei HAUJOBB seit ca. 13 Jahren mit Dejan Samardzic. Bei DESTROID mit Sebastian Uhlmann. Bei HMB mit Victoria Lloyd und live mit vielen Musikern.
HZ:
Machst du HAUJOBB hauptberuflich?
D.M.:
Nee, ich mache Musik hauptberuflich. In meinem Laden "Kellermusik" ist nebenan auch gleich mein Studio. Und wenn keine Kundschaft da ist, setz ich mich da hin und bastle rum.
HZ:
Was willst du mit deiner Musik erreichen?
D.M.:
Früher wollte ich einfach nur Musik machen. Mittlerweile will ich nur noch (er überlegt kurz) einzigartig klingen und überraschen. Manchmal vielleicht auch die Leute schockieren. Das versuche ich mit harter Musik oder krassen Klängen oder auch mit unerwarteten ruhigen Parts. Meine Musik soll immer etwas besonderes sein. Wenn ich auflege will ich die Leute " erziehen". Ihnen beibringen wo die Musik herkommt, die sie kennen.
HZ:
Wie wichtig sind dir die Texte? Hauptthemen in den Songs?
D.M.:
Bei HAUJOBB ging es und geht es um viel Technologie, Medien und Future. Der Mensch und die Technik und die Technik und der Mensch. Die neuen Texte sind eher erklärend. Unserer Umgang mit Technik etc.! Das letzte Album von HAUJOBB war sehr persönlich. Ich habe mit dem Album versucht persönliche Dinge zu verarbeiten, wodurch es schwierig für Dejan war, sich mit dem Album zu identifizieren. Logisch, es waren ja meine persönlichen Erlebnisse. Er fand die Texte schon gut, aber... Na ich werde das bei HAUJOBB nicht wieder machen. Bei DESTROID sollen die Songs ganz bestimmte Gefühle hervorrufen.
HZ:
Was war das eindrucksvollste Erlebnis für dich im Umgang mit Menschen, mit denen du schon musikalisch zusammengearbeitet hast!
D.M.:
Da gibt es mehrere Erlebnisse. Hervorzuheben ist das Konzert mit Download in Holland, 1995 oder 96. Greg Reely (Skinny Puppy) hat da unsere Technik gemacht, was man dann natürlich auch gehört hat. Oder vor 2 Jahren beim einem Barbecue bei cEvin Key (Skinny Puppy). Da kam es zum Spontan-Jam. Alle die da waren, haben angefangen Musik zu machen und das war riesig eindrucksvoll, denn plötzlich habe ich mit dem Drummer von Tool gejamt. Außerdem hab ich sehr oft solche Erlebnisse mit Dejan. Er ist sehr kreativ und begabt und er beeindruckt mich immer wieder aufs Neue!
HZ:
Wie wichtig sind dir Konzerte?
D.M.:
Sehr wichtig!
HZ:
Wo warst du bis jetzt schon international unterwegs? Was unterscheidet das internationale vom deutschen Publikum ?
D.M.:
Sehr viel USA. Südfrankreich. England. Eigentlich war ich schon überall in Europa, außer in Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien und Polen. Eigentlich wollten wir nächste Woche nach Polen, dass ist aber ausgefallen. Russland war geil! Wir waren mit Haujobb in Moskau und St. Peterburg. Du kommst dir vor wie Michael Jackson. Es war der Oberhammer!! Der Enthusiasmus der russischen Fans ist zu vergleichen mit dem Enthusiasmus nach der Wende als die ersten Bands in den Osten kamen. Gesellschaftlich ist es sehr krass in Russland. Die verdienen durchschnittlich 40 Euro und ein Bier kostet 5 Euro im Club. Die Deutschen sind einfach übersättigt. Du bekommst fast jede Woche einen . Star. im Dark Flower vorgesetzt und es sind unzählige Konzert in deiner Umgebung. In Russland kommt alle paar Monate mal jemand und da ist ein Konzert noch ein richtiges Highlight, da gehen die Leute richtig ab. Außerdem sind sie ungehemmter. Was bestimmt auch am Alkoholgenuss liegt. Der Alkohol läuft in Russland in Massen (Daniel grinst).
HZ:
Was ist das Ziel der Partyreihe NEOTOKYO mit dir als DJ?
D.M.:
Wie gesagt, ich will die Leute erziehen. Ganz einfach. Und irgendwann will ich eigenständig werden, ohne die Bahnhofsdeppen!! *kopfschüttel* Die Wünsche gehen von Marilyn Manson über Blutengel. Einmal bekam ich auch die Anfrage, ob ich denn was von Zillo oder von Orkus spielen kann... Bitte was??! Was ist denn Zillo und Orkus für eine Band!?! *wieder kopfschüttel* Schrecklich...!
HZ:
Dein persönlicher Eindruck vom NEOTOKYO Publikum?
D.M.:
Es sind nicht nur Spinner. Keineswegs! Es sind immer viele Leute da. Es läuft verdammt gut und es kommt an. Aber es läuft nicht nur wie ich es will. Ich würde vielleicht auch mehr Rock spielen, Sachen die ich mag. Man baut den Abend ja nach und nach auf und es ist super schwer Musik zu etablieren, wenn man nur einmal pro Monat im Dark Flower auflegt. Deshalb will ich Neotokyo auch ausdehnen, auch außerhalb vom Dark Flower.
Ich lege auch zum WGT im Club Dark Flower auf. Da hoffe ich natürlich auch auf das Publikum, welches mein extravaganten Stil versteht. Zum Beispiel Depeche Mode - wird nur noch gespielt, um die Tanzfläche zu füllen Schrecklich!! Viele Leute die zu Neotokyo kommen, gehen ins Dark Flower und NICHT zu Neotokyo. ...Leider!
HZ:
Wie bist du darauf gekommen, Neotokyo mit DJ Funkerjan zu machen?
D.M.:
Ich hab ihn mal im Highway Five auflegen gehört und mir haben die Sachen gefallen, die er gespielt hat!
HZ:
Hast du Lieblingsbands?
D.M.:
The Used "The Killers" Rockzeug (I Parasite ist grad ganz cool). Dismantled sind auch super-OK, aber nicht unbedingt eine Lieblingsband. An sich mag ich Bands die Emotionen rüberbringen können. My Chemical Romance mit "Im not OK." ist gerade mein persönlicher Ausflipphit, da spring ich tanzend durch die Wohnung.
HZ:
Was ist für dich Glück im Leben?
D.M.:
Ich bin gerade voll unglücklich. Ich habe mir gerade ein neues Sofa gekauft, dass ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich hatte damals in Bielefeld ein Sofa, das war toll. Und mein neues Sofa ist nicht so toll, werde es aber dennoch behalten. Ich bin jetzt seit 1 ½ Jahren in Leipzig, habe 2 WGs hinter mir die beide bähhh waren, aber jetzt fügt sich alles so zusammen. Außerdem steh ich auf Essen, eine schöne Wohnung und Alkohol... *grinst*
HZ:
Legst du viel wert auf materielle Dinge?
D.M.:
Ja, ich bin eine Konsum-Hure. Ich mag Schuhe, Klamotten & ganz schlimme Macke von mir, ich steh aber auf so was. Darum auch: ICH WILL MEIN PERFEKTES SOFA!
HZ:
Wie sieht dein Tagesablauf aus?
D.M.:
Ähhh... Ich stehe um 8 Uhr auf, Dusche und betreibe allgemeine Körperpflege. 8.45 Uhr muss ich in den Laden, da muss ich Babysitter für den Hund meines Arbeitskollegen, der in die Schule geht, spielen. 11 Uhr mach ich den Laden auf und bis 11 Uhr bin ich nur im Netz, ich trinke Kaffee. 19 Uhr mach ich den Laden zu, gehe nach Hause, koche für meine Freundin und mich. Gucke dann "King of Queens". Gehe dann 23 Uhr ungefähr ins Bett, schieb noch ne DVD rein und bin einfach glücklich... Spießig, nicht wahr?
Bea und Claudi verkneifen sich ihre Kommentare
HZ:
Möchtest du zum Schluß noch was sagen?
D.M.:
Nö!!!
HZ:
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg! :-)
April 2005
Interview geführt von Claudi (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) & Bea (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)