Interview mit Sven Friedrich - ZERAPHINE
Sven Friedrich: "Still" ist eindeutig ein Zeraphine-Album. Vielleicht klingt es etwas mehr nach uns live
Interview mit Sven Friedrich - ZERAPHINE
...über das neue Album „Still“, der Erfolgsmusikcombo Zeraphine. |
Als du die CD das erste mal so in der Zusammenstellung gehört hast, wie sie auch die Menschen die die CD kaufen vor sich haben, was waren deine ersten Gedanken?
Sven: Ich war froh, glücklich, aufgeregt und begeistert. Das bin ich zwar in diesen Momenten immer, aber diesmal war es mehr, weil ich von dem neuen Sound so sehr angetan bin und irgendwie war auch ein wenig Stolz auf uns dabei, dass wir diesen Schritt gegangen sind.
Die Arbeit an „Still“ hat sich ja ein wenig anders gestaltet. Überrascht war ich, dass ihr nicht, wie sonst immer, im Spreewald wart um Gedanken und Kraft zu sammeln. Wie kam das? Du sagtest mal, dass gerade der Aufenthalt auf dem Bauernhof dir Inspiration und Abstand gibt, um ein neues Album zu machen!
Sven: Ja, aber diesmal waren die Songs im Vorfeld schon sehr weit auskomponiert und wir dachten, dass wir die Zeit besser dazu nutzen, im Studio zu jammen und an den Arrangements quasi live zu arbeiten, mit dem Luxus, alles aufnehmen zu können und mit der ganzen Band an Übergängen oder Abläufen zu arbeiten.
Das ihr euch bei der Entstehung eines neuen Songs alle Fünf gegenübersaßt und direkt mit einander interagieren und aufeinander eingehen konntet, machte das die Schaffung eines neuen Stücks einfacher?
Sven: Nein, denn die Kompositionen selbst waren schon vorher fertig. Aber wie gesagt, die bandmäßigen Feinheiten konnten weitaus besser umgesetzt werden.
Ich denke, man kann beides auch kombinieren. Spreewald und Jam- Session im Studio... *g*
Da du selbst kein Instrument spielst wie Micha, Norman, Marcellus und Manuel, kamen dir die Texte auch beim Hören der Musikfetzen und Ideen der anderen?
Kamen die Texte erst danach?
Sven: Die Texte kommen immer erst danach. Aber im übrigen spiele ich alle Instrumente, sogar Schlagzeug. Nur eben nicht bei Zeraphine, abgesehen von den ganzen Keyboards und Programmings.
Ich glaube, ich könnte keine Songs schreiben, wenn ich kein Instrument spielen würde, da man dann die Möglichkeiten der Instrumente nicht brauchbar einschätzen kann und nur eine Melodie macht noch lange keinen Song.
Ich finde die musikalische Untermalung auf „Still“ besonders gut gelungen. Da zieh ich meinen Hut vor. Ob du singst oder gerade nicht, kommunizieren die Instrumente miteinander. -Nonverbale Kommunikation. Zeichnet das „Still“ aus? Habt ihr darauf diesmal besonders geachtet?
Sven: Nicht beabsichtigt. Ich glaube, das kam tatsächlich durch die Jam-Session im Studio. Und das ist wunderbar.
Wir haben auch in der folgenden Studiozeit etwas anders gearbeitet und darauf geachtet, dass jedem Instrument der größtmögliche Freiraum gegeben wird. Sogar den Synths, die ja z.B. in "Fang mich" die Strophen dominieren.
Ziemlich schnell nach der Veröffentlichung von „Blind Camera“ kommt nun „Still“ auf den Markt! Böse Zungen behaupten, eine Pause hätte nicht geschadet! Was sagst du dazu?
Sven: Oh ja, der eine Verriss im Netz. Ich hab ihn gelesen und mich darüber sehr amüsiert. Da aber die Aussagen in dieser 'Kritik' derart unter die Gürtellinie gehen, so gar nichts konstruktives haben und dazu noch unglaublich niveaulos sind (wie war das mit der Creme in der blauen Dose?), bleibt mir nichts, als darüber zu schmunzeln und dem Verfasser gute Besserung zu wünschen...
Was unterscheidet nun aus deiner Sicht „Still“ vom Vorgänger „Blind Camera“?
Sven: Eigentlich sehr viel. Auf 'Still' ist alles bandmäßiger, es klingt viel rauer, progressiver, teilweise auch aggressiver. Auch die Songs sind anders, auf eine Art intensiver, wenn man das sagen kann.
Aber "Still" ist eindeutig ein Zeraphine-Album. Vielleicht klingt es etwas mehr nach uns live.
Ihr habt wieder viel Wert auf deutsche Texte gelegt. 7 von 12 Tracks auf der CD, um genau zu sein!
War ein Grund dafür, die Kritik die bei „Blind Camera“ und „Traumaworld“ aufkam, ihr würden euch dem Mainstream der englischen Sprache ergeben?
Sven: Keineswegs. Als 'Kalte Sonne' herauskam, hat man uns vorgeworfen, wir würden uns dem Mainstream der deutschen Sprache ergeben. Manche Leute drehen es sich immer so, wie sie es gerade brauchen.
Dabei kommt es uns einfach nur auf die Songs an. Beide Sprachen handhaben sich sehr unterschiedlich. Und da ich beide recht gut beherrsche, will ich nicht auf die Möglichkeiten einer Sprache verzichten, um meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.
Man kann in deutsch Sachen sagen, die im englischen nicht so gut funktionieren und umgekehrt. Ganz einfach. Und das ist der Grund für unsere Zweisprachigkeit.
Warum gerade der Name „Still“? -In deutscher und englischer Sprache verständlich! Absichtlich oder Zufall? Warum deutsch still und warum englisch still?
Sven: Beim Albumtitel ist bei uns nichts Zufall.
Es hat sogar in beiden Sprachen die gleiche Bedeutung. Obwohl das englische 'still' mehrer Bedeutungen hat. Und natürlich meinen wir nicht das 'Still' im romantischen Sinne von Ruhe, Ausgeglichenheit... wie die erste Assoziation mit diesem Wort sein dürfte.
Wenn man das Album und auch den Titeltrack hört, wird schnell klar, dass es ein bedrohliches, unangenehmes 'still' ist, was u.a. auch Leere verkörpert. Wir spielen traditionell beim Albumtitel mit Gegensätzen und dieser verlässt die rein verbale Ebene. Hier ist es der Gegensatz zwischen dem ersten Eindruck und dem, was wirklich dahinter steht.
Du spielst gerne mit der Sprache. Ich find es erstaunlich wie du in den Texten mit den Metaphern um dich wirfst! Kommen die spontan und einfach nur aus der Auseinandersetzung mit einem Thema heraus, oder „klaust“ du die irgendwoher?
Sven: Ich klaue die natürlich nicht. Wenn ich mich mit einem Thema beschäftige oder mich ein Thema beschäftigt, ist mein Kopf voll von Parallelen und Bildern. Und die versuche ich einzufangen und in Worte zu bringen. Manches ist sehr spontan, meistens sitze ich aber ne ganze Weile daran.
Du spielst gerne mit der Sprache. Ich find es erstaunlich wie du in den Texten mit den Metaphern um dich wirfst! Kommen die spontan und einfach nur aus der Auseinandersetzung mit einem Thema heraus, oder „klaust“ du die irgendwoher?
Sven: Ich klaue die natürlich nicht. Wenn ich mich mit einem Thema beschäftige oder mich ein Thema beschäftigt, ist mein Kopf voll von Parallelen und Bildern. Und die versuche ich einzufangen und in Worte zu bringen. Manches ist sehr spontan, meistens sitze ich aber ne ganze Weile daran.
Zwischenmenschliche Interaktion ist, würde ich sagen, dein Hauptthema! Genau das ist es, was das Leben ausmacht. Denkst du, dass sich jeder und jede in den Texten wieder finden kann!
Sven: Ich weiß nur, dass es viele gibt, die sich wiederfinden. Jeder sicher nicht, denn ich glaube, man muss an vielem zweifeln können, um sich in den Texten wiederzufinden. Nicht permanent, aber man muss zumindest fähig sein, zu zweifeln.
Vielleicht mal kurz zu der Produktion eines neuen Albums: Ihr habt jetzt zusammen mit dem Produzenten Thommy Hein die Plattenfirma „Phonyx“ gegründet. „Hardbeat“ ist für die Promotion zuständig. Ist Plattenfirma und Label das Selbe? Wie teilt sich bei einer Produktion eines Albums die Arbeit auf? Wer macht was?
Sven: Plattenfirma und Label ist das selbe. Die Produktion selbst läuft wie immer, denn so wird quasi die Studioarbeit bezeichnet. Drumherum gibt es nun allerdings viele Dinge, die erledigt werden müssen.
Ich kümmere mich um das visuelle und die Abstimmung der Promo, Norman hat ein Programm geschrieben und macht die Buchhaltung, die Rechtsabteilung ist Marcellus und Manu und Micha kümmern sich ums Ausland und sonstige organisatorischen Dinge.
Mal eine ganz andere Frage: Hast du eigentlich eine Gesangsausbildung gemacht?
Sven: Ja, 6 Jahre lang, insgesamt.
Auf dem diesjährigen WGT wart ihr als Zeraphine nicht angemeldet. Wolltet ihr nicht?
Ich hab aber schon gesehen, dass zumindest du wieder im Dark Flower zu Leipzig anwesend warst. Hast du das ganze WGT über in Hauptstadt der Schwarzen Szene verbracht? Waren deine Bandkollegen mit von der Partie und was hast du dir im Rahmen des Treffens angeschaut?
Sven: Wir hätten schon gespielt, aber da wir im vergangenen Jahr Headliner auf der Parkbühne waren, ging es diesmal nicht, weil die Veranstalter verständlicherweise nicht in jedem Jahr die selben Bands haben wollen. Aber ich war Teil des Jubilee- Balls, den Pink Turns Blue organisiert haben, im Darkflower gab es ein Prelistening des neuen Albums und es ich hab noch eine Autogrammstunde am Samstag abgehalten, nach der ich dann auch bald wieder abreisen musste. Ich hab lediglich eine Band sehen können, was schade ist.
Wird es wieder Musikvideos zu neuen Songs zu sehen geben?
Sven: Wir haben einen Clip zum Song 'Still' gedreht. Das Video und Outtakes werden neben einem Bonus- Song auf der limitierten Special Edition enthalten sein.
Gibt es jetzt nach „Still“ erstmal eine Verschnaufpause, Urlaub oder ähnliches? Oder schon schwirren schon neue Ideen in euren fünf Köpfen rum?
Sven: Ich denke, wir sind mit dem Album noch ein Weilchen beschäftigt, da wir es auch in anderen Ländern herausbringen wollen. Im November kommt die Tour und weiter gehen unsere Planungen erst mal nicht. Ideen haben wir schon im Kopf, aber es wäre sicher noch zu früh, darüber zu reden...
OK, dann bleibt mir erstmal nichts weiter zu sagen, als Danke und bis zum nächsten Mal in diesem Kino! Vielen Dank für die wundervolle Musik und viel weitere Kreativität und Aktivität.
Sven: Ich bedanke mich ebenfalls für das angenehme Interview.
Juni 2006 Interview geführt für HELL-ZONE von Claudia Ponelies Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Bandhomepage: www.zeraphine.de
www.phonyx.de
Bandbesetzung: Norman Selbig (Gitarre)
Manuel Senger (Gitarre)
Sven Friedrich (Gesang)
Marcellus Puhlemann (Schlagzeug)
Michael Nepp (Bass) Discographie: Kalte Sonne (2002)
Traumaworld (2003)
Blind Camera (2005)
Still (2006) © HELL-ZONE / Juni 2006