Interview mit Steve Gain aka DOLOR Februar 2006
Interview mit Steve Gain aka DOLOR
Februar 2006
"Wichtig für mich ist, dass nicht jeder Song gleicher Art ist. Er muss abwechslungsreich und einprägsam sein..."
Dolor entwachsen zielsicher mehr und mehr ihrem Geheimtipp-Status in der Independent-Szene. Das Projekt spielt sich in die Herzen immer neuer Fans und kann auf ein erfolgreiches Jahr 2005 zurückblicken. |
Vielleicht plauderst du mal etwas ausführlich was so in den letzten 1 ½ so gelaufen ist.
Steve:
Hi Micha, ja es ist in der Zeit so einiges
passiert: Mein Werk „Komm Zu Mir" habe ich im letzten Jahr fertig
produziert und es gab bisher zu meiner Freude viele gute Resonanzen
daraufhin. Auf diversen Samplern hat sich Dolor beteiligt und ich habe
mehrere Interviews geben dürfen. Die erste Auflage von „Komm Zu Mir"
ist mittlerweile fast vergriffen. Nun wird noch mal eine neu gemasterte
und größere Auflage gepresst.
In Sachen "Live" hat sich so einiges getan. Ich habe endlich die
richtigen Live-Musiker gefunden, die zusammen meinen Traum von der
Live-Bühne ermöglichten. Wir machten gute Gigs wie z.B. den Support von
Unheilig und sind heute mittlerweile mit einigen Veranstaltern fest
verbündet.
Leider hatte ich einmal etwas überstürzt gehandelt und einen Vertrag
mit einer Booking und Promotions Agentur unterzeichnet. Das hatte mir
bis auf die enormen Bearbeitungskosten und hohen Gebühren fast gar
nichts gebracht. Da war ich erst recht glücklich, als ich wieder aus
dem Vertrag raus kam. Nun mache ich wieder lieber alles selbst ;)
Dein neues Album „Komm Zu Mir" ist zwar schon einige Zeit draußen, dennoch würde mich interessieren ob du dich bei der Arbeit an dieser Scheibe selbst etwas unter Erfolgsdruck gesetzt, da es ja sozusagen ein Neubeginn f= FCrDolorwar.PB
Steve:
Sagen wir mal so: Ich mache schon seit einigen
Jahren Musik und habe inzwischen, wenn auch nicht nur unter Dolor,
einige Musik veröffentlicht. Ich habe mich stets musikalisch
weiterentwickelt und ließ dies natürlich auch in meine neue CD mit
einfließen. Meine Musik sollte daher zugegeben natürlich ausgereifter
und besser sein wie eh und je. Ich weiss nicht, ob man das Erfolgsdruck
nennen kann, auch habe ich mich nicht an einer Verkaufsmenge
orientiert, da ich nicht finanziell daran gebunden bin.
Mich hat es sehr erfüllt, diese CD zu machen und ich bin froh, dass diese auch recht gut beim Publikum ankommt.
Wie sahen die Reaktionen und Meinungen auf die Scheibe aus?
Steve:
Wie bereits angesprochen wirklich gut. Die CD
bekam gute Rezensionen und letztendlich hat das Live- Publikum diese
Tatsache bewiesen.
Leider fehlt noch ein geeigneter Vertrieb für die Scheibe. Es gab schon
richtig verzweifelte Zuschriften von Leuten, die berichteten, schon
alle Plattenmärkte abgeklappert- und nichts gefunden zu haben.
Ansonsten habe ich ein Vertrag mit einem Label „Zelltunes", das sich
auf den Internet - Vertrieb spezialisiert hat.
Durch einige Sampler-Teilnahmen wie Zillo oder Orkus aber habe ich auch
einige Fans aus fernen Landen. Das macht mich schon ganz glücklich :-)
Einige negative Feedbacks bekam ich aber auch, beispielsweise weil man
Ähnlichkeiten zu Rammstein usw. erkannt haben wollte. Danach habe ich
mich beim Komponieren nicht orientiert. Ich habe meinen eigenen Stil
geformt.
Welche Themen hast du in den in den Texten des „Komm zu mir" Albums aufgegriffen? Vielleicht kannst du uns das etwas genauer erzählen.
Steve:
Das sind vor allem im Rhythmus verpackte
Sehnsüchte, sowie das Thema Abschied, Trauer und Rache (siehe „Der
Clown"). Jeder Song trägt sein eigenes Konzept. Wichtig für mich ist,
dass nicht jeder Song gleicher Art ist. Er muss abwechslungsreich und
einprägsam sein.
Sollte man Musik nicht stärker als Podium nutzen, auch soziale Inhalte zu transportieren? Welche Rolle spielt dieser Gedanke für euch?
Steve:
Das gibt es schon zu oft, aber aus allem was mich
bewegt, könnte ein Text und ein Song werden. Daher wäre das bei Dolor
auch nicht ganz auszuschließen. Im Allgemeinen möchte ich mich mit
meiner Musik weg vom Alltag und dem Normalen bewegen.
Kannst du dich zu bestimmten Terminen hinsetzten um an neuen Songs zu arbeiten, oder ist dies gänzlich stimmungsabhängig?
Steve:
Natürlich würde ich mich immer gern hinsetzen, um
an Songs zu arbeiten. Das Songschreiben ist aber momentan nur ein
kleiner Teil von dem, was ich um Dolor erledige. Die Kreativität ist
aber wirklich stimmungsabhängig und wenn man mal eine non-kreative
Phase hat, dann könnte es schon schwieriger sein, unter Druck zu
arbeiten.
Was geht dir durch den Kopf herum, wenn du Musik machst?
Steve:
Beim Komponieren schalte ich völlig ab, gehe in mich und genieße die Emotionen, die da so hoch kommen ... *zwinker*
Schon mal daran gedacht, ein Video Clip zu machen und als Bonus zu veröffentlichen?
Steve:
Ein professioneller Clip wäre schon genial. Nur
gibt es Probleme bei der Umsetzung. Auf der Homepage kann man sich
einen Live-Clip anschaun. Es werden auch noch andere dieser Art hinzu
kommen.
Stehst du eigentlich in Verhandlung mit einem Label, zwecks Plattenvertag für das nächste Dolor Album?
Steve:
Es hat bisher kein neues Musikmaterial mein
kleines Studio verlassen … Wenn ein neues Demo da ist, dann geht die
Promotions-Kampagne los und dann werde ich schaun, was sich ergibt und
worauf ich dann Lust habe.
Mit welchen Schwierigkeiten hast du Momentan am meisten zu kämpfen um mit Dolor weiter zu kommen?
Steve:
Beruflich arbeite ich in Schichten. Das ist
eigentlich das tragischste von allem, wenn man sich immer zeitlich
umstellen muss. So bleibt mir manchmal noch weniger Zeit zum
Komponieren…
Was waren bislang deine wertvollsten Erfahrungen als Musiker?
Steve:
Die wertvollsten Erfahrungen macht man glaube ich immer am besten in Verbindung mit dem Publikum und dem Feedback.
Wie bereits anfänglich erwähnt hast du im vergangen Jahr einige Live Auftritte absolviert. Und aus diesem Grunde hast du um dich herum auch (Live)Musiker versammelt. Vielleicht können sich die beiden Herren einmal selbst vorstellen.
Nigle (Schlagwerk):
Hi! Ich begann 1991 zu trommeln. Bis
1996 spielte ich für Days of Grace (Heavy), nahm während dieser Zeit
etwas Schlagzeugunterricht (Grund-techniken, Noten lesen usw.) und
sammelte viele Erfahrungen bei Studioarbeiten und diversen Live –
Auftritten. Der Besuch eines Toto – Konzerts war ausschlaggebend für
den Wandel in meiner Entwicklung als Schlagzeuger. Ich entdeckte die
Liebe zum Instrument und beschäftigte mich mit Drummern wie Simon
Phillips (Toto), Terry Bozzio, Danny Carey (Tool), Mike Portnoy (Dream
Theater), Marco Minnemann (Illegal Aliens), Thomas Lang … Unter anderem
trommelte ich auch für die Fabrik-Hausband (Oldie-Pop-Rock) und arbeite
an eigenen Ideen. Seit 2005 spiele ich für Dolor als Live – Musiker.
Thomas (Gitarren):
Hi, ich bin Thomas. Ich spiele bei
Live-Events von DOLOR die Gitarren. Ich habe einige Zeit in Göttingen
in diversen Projekten Musik gemacht. Wir haben Rockmusik mit eigenem
Material und Cover gespielt. Seit dem ich wieder hier in Naumburg bin,
war ich auf der Suche nach einer passenden Band. Mit Nigle und Steve
habe ich zwei Musiker gefunden, die ich musikalisch und menschlich sehr
schätze. Es macht echt viel Spaß, die qualitativ hochwertigen Songs von
DOLOR live umzusetzen.
Steve:
Es wird erfreulicher Weise bald wieder ein Bassist
dazu kommen und natürlich möchte ich auch "Mr.Machine" und den guten
bösen Live Clown nicht vergessen!
Könnt ihr in die Musik von Dolor selbst auch Ideen mit einbringen, oder lässt sich das Masterminder Steve nicht reinreden?
Nigle:
Ich würde sagen, meine Art zu trommeln ist mein
Einfluss. Dabei versuche ich die Vorgaben möglichst 1:1 umzusetzen.
Meist sind die Songs ja auch schon fertig durcharrangiert, wie z.B. das
„Komm zu mir" – Album. Sicherlich lässt mir Steve aber auch gewisse
Freiheiten was Fill Ins (Trommelwirbel) oder bestimmte Pattern
(Songteile) betrifft. Hauptsächlich liegt für mich der Schwerpunkt aber
an der Gestaltung und Umsetzung der Live – Performance und nicht an der
Komposition oder dem Arrangement der einzelnen Lieder.
Thomas:
Als wir zu DOLOR gestoßen sind, war die CD "Komm zu
mir" schon fast fertig. In dieser Beziehung gab es kaum noch was
einzubringen. Doch bei den dann entstandenen sowie den
unveröffentlichten Songs, die gerade am Entstehen sind, ist Steve an
unserer Meinung interessiert.
Klar, dass unsere Ideen Steve dann
inspirieren und manches in seine Musik einfließt. Am stärksten bringen
wir uns aber in der Gestaltung der Live-Events ein. Da wird eigentlich
alles gemeinsam besprochen und geplant. Das Ergebnis seht ihr ja bei
unseren Gigs...
Welcher Auftritt hat euch im letzten Jahr am besten gefallen?
Nigle:
Sicherlich war der erste Dolor – Auftritt im
Leipziger Hellraiser einer der wichtigsten, da er entscheidend für den
Erfolg des Projektes und die Bestätigung für Steves jahrelange Arbeit
war. Ich kann nicht sagen, welcher Auftritt der Beste war, jeder hatte
etwas Besonderes. Ich kann nur sagen, dass es mit jedem Auftritt besser
und schöner wird. Dies liegt an der Harmonie in der Band, aber vor
allem an der wachsenden Publikumszahl und dem Zuspruch, den wir
erhalten. Danke dafür!
Thomas:
Der erste Auftritt mit DOLOR im Hellraiser in
Leipzig war sicherlich der spannenste, denn da haben wir zum ersten mal
gesehen, wie die neue DOLOR - Scheibe beim Publikum ankommt. Außerdem
als Auftakt vor Unheilig zu spielen, war ein verdammt guter Start für
uns. Jeder Auftritt hatte was besonderes, Location, Publikum, oder
andere Bands, die mit uns gemeinsam auf der Bühne standen. Da fällt es
nicht leicht, einen vor die anderen zu stellen. Ich denke aber, dass
der Auftritt vor heimischem Publikum in Naumburg im Rock-Cafe was
besonderes war.
Ihr werdet am 01.04.06 zum „Wave Of Darkness" Refraktor Festivasl wieder im Weißenfelser Schlosskeller spielen. Was dürfen die Zuschauer von euch erwarten? Werden eventuell auch schon einige neue Songs dem Publikum präsentiert?
Steve:
Es ist prima, dass es wieder in der schönen
Location vom Schloskeller geklappt hat und wir freuen uns schon darauf.
Ja, man wird etwas Neues zu hören und zu sehen bekommen! Ich empfehle
jedem sich das anzuschaun ;)
Gibt es ansonsten schon irgendwelche Live Termine von euch?
Steve:
Einer unter den bestätigten Terminen ist der
30.04.06 auf Schloss Neuenburg in Freiburg. Da wird Dolor den Support
von Tanzwut machen und wir werden nach aktuellem Stand auch schon
einmal vorher am Nachmittag als Opener der Walpurgisnacht aufspielen.
Um auf den aktuellsten Stand zu bleiben, empfehle ich in jedem Fall auf
die offizielle Homepage zu schaun! ;-)
Welche Zukunftspläne hast du mit Dolor für das neue Jahr 2006?
Steve:
Es sind natürlich neue Gigs geplant und die Show
wird weiter ausgebaut. Einen neuen Basser wird es auf der Live-Bühne zu
erleben geben!
In diesem Jahr werde ich mich auch einer EP widmen. Es wird eine Clown
Story mit einigen Songs sein, die zusammen die Geschichte vom Untergang
eines gutartigen Narren bis zur Wiederauferstehung des boshaften Clowns
zeigen. Und wir werden einfach mal schaun, was sich noch so ergibt.
Ich möchte mich wieder bei dir für das Interview bedanken und überlasse dir wie gewohnt die letzten Worte in diesem Interview.
Steve:
Auch ich bedanke mich recht herzlich bei dir,
Micha, für das Interview und ich hoffe, dass wir zusammen auch noch so
einige gemeinsame Live Events machen werden. Auch an die lieben Leser
sei ein Dank für das Interesse ans Herz gelegt.
Wer mehr Infos zum Projekt erfahren möchte, der schaut auf die Offizielle Homepage.
Carpe Noctem!
Februar 2006 Interview geführt von
Michael Strohschein (REFRAKTOR-Magazin) Bandhomepage: www.dolor-music.de © REFRAKTOR - HELL-ZONE / Februar 2006