Interview mit ZERAPHINE Frontmann Sven Friedrich Januar 2006
Interview mit ZERAPHINE Frontmann Sven Friedrich
Januar 2006
"Wir wollen ‚unsere' Musik machen und versuchen nicht, irgendwelchen Strömungen hinterher zu rennen, dadurch würden wir unsere Identität verlieren..."
"Wir sind zwar gerade sehr viel im Studio und haben wenig Zeit, aber ich werde sicher ein bisschen Zeit finden, deine Fragen zu beantworten!" |
Sven:
Oh, das sind wirklich viele Dinge.
Natürlich
das Darkflower, die MB, wo übrigens auch das erste Zeraphine-Konzert
überhaupt stattfand. Natürlich auch die vielen Erinnerungen an die
vielen WGTs, das Werk II und auf jeden Fall die vielen netten Menschen
die in Leipzig wohnen. Das ist so der Gedanken-Mix beim Wort
‚Leipzig'...
Was unterscheidet deiner Meinung nach die Menschen in Leipzig, von denen in deiner Heimatstadt Berlin?
Sven:
Ich habe den Eindruck, dass die Menschen in Leipzig einfach etwas besser gelaunt sind.
Mir
kommt es so vor, als ob das Flair in Leipzig erheblich durch junge
Menschen geprägt wird. Das ist in Berlin nicht wirklich so. Allerdings
mag das auch daran liegen, dass ich Leipzig nur an Wochenenden erlebe,
nicht im Alltag. Wobei ich sagen muss, dass das murrige und nölige der
Berliner wirklich seinen Charme hat...
Lebst du gerne in Berlin? Wenn ja warum und wenn nicht, wo würdest du gerne leben? Ach ja, wo genau wohnt ihr in Berlin. Das Viertel sollte reichen : nicht das die Fans euch die Bude einrennen!
Sven:
Wir sind über die ganze Stadt verteilt. Micha und
ich wohnen in Pankow, Norman im Friedrichshain, Manu in Kreuzberg und
Marcellus in Friedenau.
Ich muss sagen, dass ich sehr gern in Berlin lebe. Es ist zwar manchmal
etwas anstrengend, gerade wenn man mit dem Auto quer durch die Stadt
muss, aber ich mag die Anonymität und die Mentalität der Berliner. Ich
bin hier geboren und das verwurzelt einen schon.
Wenn ihr privat weggeht, wo könnte man euch da antreffen? Hast du ein paar Lokalitäten die du empfehlen kannst?
Sven:
Oh, da gibt es wirklich viele...
Unsere Stamm-
Bar ist das ‚Sundance' am Südstern. Da sind wir häufiger, weil es nah
am Proberaum und am Studio liegt. Ansonsten sind natürlich die
einschlägigen Clubs zu empfehlen, wie K17, Kato usw. Für Leute, die auf
extravagante Deko stehen, ist sicher das ‚Last Cathedral' zu empfehlen.
Eine Bar im absoluten Gothic- Style... Das ist aber wirklich nur ein
kleiner Auszug...
Du bist schon sehr lange im Musikbusiness, hast du zwischendurch mal die Lust daran verloren und dir gedacht, was ganz anderes zu machen?
Sven:
Eigentlich nicht. Zumindest am ‚Musik machen' hab
ich nie die Lust verloren und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass
das jemals passiert. Es ist halt mein Lebensinhalt.
Am
Musikbusiness hingegen kann man schnell die Lust verlieren. Aber wir
haben uns im Laufe der Zeit ein sehr gesundes Umfeld aufgebaut und so
ist auch dieser Teil des Musikerlebens sehr spannend.
Wenn man selbst Musik macht, viel im Studio abhängt, ähm, arbeitet, wie informierst du dich über die aktuellste Musik, was gerade in der Szene gehört wird und was gerade angesagt ist?
Sven:
Das ist eigentlich ein ständiger Prozess. Ich
schaue immer, was gerade rauskommt und was mir davon gefällt. Das ist
ja auch nicht zuletzt für unsere Radiosendung wichtig.
Wenn man keine Zeit hat wegzugehen, liest man halt Musikmagazine, hört sich Compilations an oder bekommt Tipps von Bekannten.
Allerdings
sind wir, was unsere eigene Musik anbelangt, sehr unabhängig von
Trends. Wir achten beim Komponieren nicht darauf, was gerade ‚angesagt'
ist. Ich glaube, das ist die falsche Herangehensweise.
Wir wollen
‚unsere' Musik machen und versuchen nicht, irgendwelchen Strömungen
hinterher zu rennen, dadurch würden wir unsere Identität verlieren.
Was sind Fans für dich? Wärst du manchmal lieber "unbekannt"? Gibt es viele Fans, die man ständig trifft und die du dann wieder erkennst?
Sven:
Die Fans sind für uns sehr wichtig. Wir versuchen, so viel wie möglich für sie zu tun.
So beantworten wir viele der Emails (es sei denn, die Zeit lässt es gar
nicht zu), machen spezielle Verlosungen, Fanclubtreffen. Die
Releaseparty zum letzten Album ‚Blind Camera' war z.B. ausschließlich
für Fanclubmitglieder zugänglich. Auch nach unseren Konzerten stehen
wir meist für Autogrammwünsche zur Verfügung. Nicht zuletzt die
Radiosendung ist mehr oder weniger wirklich was für Fans...
Klar gibt es Leute, die wir immer wieder treffen. Es gibt solche, die
bei wirklich jedem Konzert oder Event dabei sind, was ich immer wieder
erstaunlich finde. Aber auch regional trifft man immer bestimmte Leute
wieder. Das finde ich sehr angenehm. Man findet so schneller ein
Gesprächsthema *g*. Das einzige, was mich daran stört, ist mein
miserables Namensgedächtnis. Ich kann Gesichter sofort einordnen, aber
bekomme dann den Namen zum Gesicht nicht zugeordnet. Das konnte ich
noch nie und werd es wohl auch nicht mehr lernen... *g*
Was nimmst du aus dem Jahr 2005 mit? Besondere Eindrücke, Missgeschicke, Ereignisse...
Sven:
Wenn ich das auf Zeraphine beziehe, nehme ich
eigentlich nur Positives mit. Der gute Erfolg unseres letzten Album und
die für uns tolle Chartplatzierung (33). Die beiden wunderbaren Touren
im Frühjahr und Herbst, das verregnete und kalte WGT, auch das immer
wieder beeindruckende M'Era Luna Festival und das Amphi- Festival.
Ein absolutes Highlight für mich war auf jeden Fall, dass wir als
Vorband von ‚The Cure' in Berlin auftreten konnten und ich danach sogar
noch die Möglichkeit hatte, mit dem Sänger Robert Smith zu sprechen.
Eine Frage die voraussichtlich eure weiblichen Fans sehr interessiert: Wie sieht es bei euch vier Hübschen mit Frauen aus? Bleibt für ein ausgedehntes Privatleben Zeit? Wie kommen die Partnerinnen und die Familien damit klar, dass ihr ja sichtlich oft auf Tournee und logischerweise dann nicht zu Hause seid.
Sven:
Es ist schon etwas schwierig, da Zeraphine wirklich
sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Aber wir haben alle vollste
Unterstützung von unseren Freundinnen.
Anders ginge es auch nicht.
Wobei ich sagen muss, dass die Konzerte gar nicht so sehr problematisch
sind, sondern vielmehr die Zeit im Studio. Denn das zieht sich über 3
Monate und geht meistens von morgens um 10 bis tief in die Nacht. Was
da von einem übrig bleibt, kann man sich sicher vorstellen...
Zukunftspläne? Was hast du noch vor? Wo siehst du dich in 20 Jahren?
Sven:
Darüber mache ich mir eigentlich keine großen Gedanken.
Ich hab mich daran gewöhnt, dass ich nicht groß im voraus planen kann und bin dadurch relativ flexibel.
Was
die nähere Zukunft anbelangt... nun ja, wir sind gerade im Studio und
nehmen ein neues Album auf, was hoffentlich noch im Frühsommer
erscheint. Neben der Orkus- Festival-Tour im April, kommt dann sicher
noch eine Tour zum Album im Herbst und hoffentlich ein paar
Sommer-Festivals.
Wird man Zeraphine dieses Jahr wieder auf dem Wave-Gotik-Treffen antreffen können?
Auf wie vielen WGTs warst du schon? Bekommst du das noch zusammen?
Sven:
Ich hoffe sehr, dass wir beim WGT dabei sind. Beim Voting waren wir ja ziemlich weit vorn.
Allerdings
haben wir erst letztes Jahr dort gespielt und die Veranstalter haben es
meist nicht so gern, wenn eine Band 2 mal hintereinander spielt. Aber
vielleicht macht man ja eine Ausnahme...
Wie oft ich schon auf dem
WGT aufgetreten bin... mit Zeraphine 2 mal, mit den Dreadful Shadows
mindestens 3 mal. Wobei es am Anfang ja noch ‚Pfingsttreffen' hieß und
noch das ‚Dark Eastern' gab. Vielleicht werfe ich da auch was
durcheinander... Aber ich glaube, 5 mal insgesamt kann schon
hinkommen...
Vielen, vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast... Wir werden uns sicherlich am 08. April 2005 zu eurem Konzert in Leipzig im Werk 2 sehen! Was werden wir von euch auf die Ohren bekommen?
Sven:
Da es ein Festival ist, ganz sicher kein volles Programm. Aber wir werden auf jeden Fall ein oder zwei neue Songs spielen.
Vielen Dank !
Januar 2006 Interview geführt von
Claudia Ponelies für das Printmagazin MORGANA Bandhomepage: www.zeraphine.de © HELL-ZONE / Januar 2006